■ St.Pauli-Fan-Folklore auf Reisen: Derbyimpressionen
Dunkle Regenwolken hängen über dem Niedersachsenstadion. Die jeweiligen Fan-Gemeinden stehen oder sitzen aber fast alle überdacht, naß werden sie nur beim Bier- oder Wurstkaufen.
Bier und Wurst. Eine mäßige Alternative zum schlechten Spiel. Denn nicht mal das Angebot für den hungrigen Magen war überzeugend. „Scheiß Wurst, Scheiß Wetter, Scheiß Bier, Scheiß Spiel!“ – So wie es ein Fan mit typischem Nordkurven Out-fit empfand, dachten wohl alle. Waren die ersten fünfzehn Minuten noch ganz mitreißend, so daß im St.Pauli Block – der mit ca.1500 Fans mal wieder gut gefüllt war – die Stimmungsmaschine auf Volldampf lief, so wurde diese nach dem 1:0 für Hannover in der 24. Minute auf halbe Kraft runtergefahren. Knapp zehn Minuten später das 2:0. Die Abwehr steht wie angenagelt. „Prima, hat sich ja mal wieder gelohnt“, kommt es von hinten. Trotzdem: „St.Pauli, St.Pauli!!“.
Als „Thunder“-Zander dann das 2:1 in der 40.Minute macht scheint die Welt wieder in Ordnung. Paul, ein End-Zwanziger mit polnischem Akzent ist seit Jahren Fan, steht „zuhause“ immer in der Gegengeraden. Er sieht es locker: „War schon übler, das kann noch was werden“. Alles läge nur an der Abwehr, und daran, daß vorne jemand fehlt, der die hohen Bälle verarbeiten könnte.
„Leo fehlt“, meint auch Uwe, der „mal wieder mitgefahren“ ist. „Obwohl ich eigentlich nicht mehr daran glaube, daß sich auswärts das Blatt noch wenden wird“. In der Tat. Die zweite Hälfte war noch miserabler als die erste – Endstand 4:1. Wieder nichts, „nicht mal ein Pünktchen. Warum läuft das Auswärts nicht?“, fragt sich der rotblonde Alt-Punk. „Was solls. Am 9. Oktober gehts nach München. Das gibt 'ne richtige Party, mit gutem Bier“, freut sich Paul, der das Spiel schon „abgehakt“ hat. „Zum Glück haben wir noch ein ausgeglichenes Punktekonto“.
Und so geht es nach 105 Minuten hinaus in den Regen. „Pauli, Pauli, HaHaHa“, kommt aus dem Hannover Fan-Block. „Ihr seid doof“, schallt es zurück.
Peter Behrendt
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