Gesundheitskatastrophe : Der unmündige Patient
Mehr Eigenverantwortung sollen die Deutschen für ihre Gesundheit übernehmen. Doch die das sagen, meinen eigentlich: Die Deutschen sollen mehr zahlen und dafür weniger bekommen. „So geht es nicht weiter“, klagen Ärzte und Politiker, die vollkaskoverwöhnten Deutschen sollen sich damit endlich abfinden.
Kommentarvon SANDRA WILSDORF
Vollkasko? Die Deutschen zahlen längst für Zahnfüllungen, für Krebsvorsorge und für Atteste ohnehin. Und dabei ist der Mensch in kaum einer Hinsicht in diesem Land so unmündig wie bei der Versorgung seiner Gesundheit. Die Gutverdienenden flüchten sich in private Versicherungen, in der Beamte und Politiker sowieso sind. Alle anderen sind zum Ausharren in einem System verdammt, das der Staat „solidarisch“ nennt: Komisch, dass sich die Staatsdiener dann daran nicht beteiligen.
Wer zu wenig verdient, diese gesetzliche Krankenversicherung zu verlassen, hat keine Wahl. Denn die Kassen unterscheiden sich nur in ihren Werbebroschüren. Will eine besondere Leistungen anbieten, wird ihr das umgehend vom Bundesversicherungsamt verboten.
Und auch die Beitragssätze gleichen sich an. Denn wer gut wirtschaftet, zahlt in den Risikostrukturausgleich. Statt Anreize nur Sanktionen: Täglich dringen absurdere Vorschläge aus dem Gesundheitsministerium. Für Sportunfälle soll man künftig selbst zahlen. Raucherbeine werden bezahlt, Jogger-Knie nicht. Ein unseliges Ausspielen der Versicherten und Schwachsinn obendrein. Dabei würde das Geld reichen, würden diejenigen Teil der Gemeinschaft werden, die über sie beschließen.