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Der sonntaz-StreitIn Syrien militärisch eingreifen?

Die ganze Welt debattiert über die Zukunft Syriens, doch niemand fragt die Einheimischen: Eine Debatte unter SyrerInnen.

Soldaten der syrischen Armee feuern auf Rebellen in Damaskus Bild: dpa

Seit den Berichten über einen Chemiewaffeneinsatz in Syrien wird der Ton schärfer. Obamas „rote Linie“ ist überschritten, ein Militärangriff steht kurz bevor. Oder doch nicht? Wird der Krieg in letzter Minute abgewendet, wenn Syrien seine Chemiewaffen unter internationale Kontrolle stellt?

Der Fokus der öffentlichen Debatte über Syrien hat sich verschoben: Es geht jetzt um die große Diplomatie. US-Außenminister John Kerry droht, der russische Präsident Putin taktiert, Syrien Präsident Bashar Al-Assad versucht, Zeit zu gewinnen. Auch Nahost-Experten äußern sich gern und ausgiebig zu dem Thema. Der Bürgerkrieg selbst ist deshalb immer weniger Thema. Kaum jemand fragt die Betroffenen eines möglichen Militärschlags: Die Syrer und Syrerinnen.

Im Streit der Woche hat die sonntaz deshalb ausschließlich SyrerInnen zu Wort kommen lassen: Unter anderem einen syrischen Flüchtling in Deutschland, einen Kurden aus dem Norden Syriens und einen Arzt aus dem Feldlazarett.

taz am wochenende

Warum der Berliner Senat in den 70ern Straßenkinder von Pädophilen betreuen ließ, lesen Sie in der Titelgeschichte „Die Väter vom Bahnhof Zoo“ in der taz.am wochenende vom 14./15. September 2013. Außerdem: Eine Profilerin über Fehler beim Morden. Und: Die goldenen Zitronen über die Times-Squareisierung Sankt Paulis und linke Ghettos. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Auch unter Einheimischen ist ein Militärschlag der USA umstritten. Raed Fares organisiert Demonstrationen in Kafranbel. Er ist für einen Angriff der USA, weil er keine Alternative mehr sieht: „Natürlich haben wir auch Angst davor, was bei einem US-Angriff passieren kann. Aber unser Land ist schon zerstört, 100.000 Menschen sind tot. Was soll denn noch Schlimmeres passieren?“ Auch Mayada al-Khalil, die als Flüchtling in Berlin lebt, ist für einen Angriff: Sie hofft, ein Angriff könne den Druck auf das Regime erhöhen und Assad zum Rückzug zwingen.

Auch wenn immer mehr Syrer für einen Militärangriff sind, befürchten viele die Auswirkungen. Abu Emad, ein Student und Aktivist aus Homs, ist zwar für einen Militärschlag, hält aber Luftangriffe nicht für ausreichend: „Wir würden von jedem Hilfe annehmen, und wenn es der Teufel persönlich wäre. Aber unter einer Bedingung: Die Angriffe müssen das Ziel haben, Assad tatsächlich zu stürzen. Denn wenn sie ihn nur schwächen, wird er die Bevölkerung danach nur noch wütender bombardieren.“

Rim aus Lattakia lehnt einen Militärschlag dagegen grundsätzlich ab. Sie befürchtet, dass ein Krieg die Position der Islamisten stärkt: „Lieber lebe ich sicher in Unfreiheit, als dass ich befürchten muss, von Dschihadisten umgebracht zu werden.“

Diese und weitere Stimmen lesen Sie in der sonntaz vom 14./15.September.

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11 Kommentare

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  • HS
    Hari Seldon

    Bitte, hier ist eine seriöse Studie (IHS Jane) über die Kämpfer der Rebellen:

     

    ---Dir Rebellen haben ca. 100.000 Kämpfer

    ---Davon sind ca. 10.000 ausländische Jihadisten

    ---ca. 30-35.000 hardliner Islamisten

    ---ca. 30.000 "nicht hardliner" Islamisten

    ---und nur ca. 15.000 "gemäßigte", sekuläre Rebellen

     

    http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/syria/10311007/Syria-nearly-half-rebel-fighters-are-jihadists-or-hardline-Islamists-says-IHS-Janes-report.html

     

    Es ist kein Zufall, dass Assad mindestens 75% Unterstützung in der Bevölkerung hat. Aus diesem Grund ist auch kein Zufall, dass die Rebellen keine Interesse in Wahlen hätten (sie sind in der Minderheit). Die Zahlen zeigen auch deutlich, dass ohne ausländische Unterstützung das syrische Volk die Terroristen schon längst erledigen konnte, und die Schaden wären viel niedriger.

     

    Um ein ausgeglichenes Bild über die Situation in Syrien erhalten zu können, bitte, hier sind einige Themenvorschläge für eine linksorientierte Zeitung wie die TAZ:

     

    ---Wer ist ein "Terrorist" laut des Antiterrorismus-Gesetzes der US, und ein Vergleich mit den Rebellen in Syrien

    ---Wieviele (und welche) Parteien sind in der Assad-Regierung dabei? Hinweis: Die Assad-Regierung basiert auf mehrere Parteien.

    ---Seit wann heisst es Demokratie, dass einige westliche Länder entscheiden wollen, welche Regierung ein unabhängiger Staat haben darf, und wer darf Regierungschef/Präsident sein? Wie lauten die einschlägigen Texte des UN-Charta bezüglich der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten eines unabhängigen Staates? Wie ist mit dem Selbstbestimmungsrect?

    ---Was bedeutet "Demokratie"

    • GS
      Günter Scholmanns
      @Hari Seldon:

      Hallo @ Efraim Mühlenfeld.

      Sie behaupten natürlich zu Recht: "Ob eine Mehrheit der Bevölkerung hinter diesen Demonstrationen stand, wird sich schwer feststellen lassen"

       

      Darüber hinweg gehn lassen aber auch nicht! Es muß unbedingt festgestellt werden, wo die Mehrheit eigentlich steht. Große Teile der Bevölkerung soll sich darüber beklagen, von den Rebellen sehr drangsaliert und mitunter auch massakriert zu werden. Man hört also auch über die Rebellen sehr viel Schlechtes.

  • P
    Peer

    Die Frage ist ganz klaz zu beantworten. Man muß nur in unser Strafgesetzbuch schauen. § 80 und 80a verbieten die Werbung für und das Führen eines Angriffskrieges. Das ist gut so. Denn Deutschland sollte aus seinen Erfahrungen mit dem Führen eines Angriffskrieges gelernt haben. Demzufolge ist eine derartige Diskussion teilweise eine Verletzung dieser wichtigen Werte und jeder, der für einen Angriffskrieg plädiert, sollte sich dies vor allen führen. Ich ermuntere auch unsere Staatsanwaltschaften endlich dem Strafgesetzbuch Geltung zu verschaffen.

  • GS
    Günter Scholmanns

    Bomben sind keine Skalpelle. Ihr werdet noch viel mehr Angehörige verlieren. Schaut Euch andernorts durchgeführte "Militärschläge" der USA und Vebündeter an. Danach dann darüber Klagen zu hören, sind die USA-Ohren professionell gewöhnt, Ihr selber aber möglicherweise nicht in solchen Dimensionen. Und wenn die Tyrannei Assads beseitigt wäre, käme möglicherweise die, der- schon jetzt vor Herrschaftssucht trunkenen- Rebellen.

    Verhandelt! Und wählt Assad mit großer Mehrheit endlich ab. Verhandlungsschutz und Wahlüberwachung kann ohne Bomben durchgeführt werden. Fatal ist eben nur, dass die, die Euch umsichtiger schützen können müssten, selber eine große interessengeleitete Wollust aufs Bombenabwerfen haben. So sind sie halt: US-Amerikaner, Briten u. Franzosen und noch so´n paar.

    „Westliche Wertegemeinschaft“ auf chrislicher Nächstenliebe basierend eben. Mit der man nämlich unbedingt- dann danach- auch den Iran interessengeleitet missionieren wird.

    • GS
      Günter Scholmanns
      @Günter Scholmanns:

      Hoffentlich behalte ich NICHT Recht!

  • 3V
    !!!!Nicht veröffentlichen!!!

    !!!!!!!!!!Nicht veröffentlichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Auch ist es wichtig, die verhafteten Journalisten zu beleuchten. Die auch mal zu Wort kommen zu lassen. Denen wurden häufig Dinge unterstellt, die einfach nicht wahr sind: Antisemit usw., um sie halt zu verhaften. Dann wurden viele Juristen von Erdogan verhaftet. Auch hier hat er per Verfassungsreform (mit EU-Glückwunsch) dafür gesorgt, dass er über das Einsetzen der Richter bestimmen darf - war in alter Verfassung nicht möglich. Tolle demokratische Reformen, gell? Voll der Komplott, unglaublich. Ich weiß auch, dass der Atatürk-kult auf viele bei uns erst mal befremdlich wirkt. Aber sie lieben ihren Atatürk. Und dieser Mann ist ja tot. Insofern ist es doch auch toll, dass er für sie das Symbol des Protestes ist. Er bringt sie zusammen, sie geben nicht auf, sie bleiben beieinander. Im Geist schwebt er über ihnen, so in der Art. Er war nun Mal Staatsgründer. Mit ihm haben sie die Engländer in Gallipoli Dardanellen besiegt und wenigstens noch einen Rest ihrer Kultur gerettet -die Türkei. Deswegen ist er ihr Symbol. Versteht ihr jetzt? Zudem war er ein kluger Politiker, westorientiert. Klar gibts auch überzogene Legenden über ihn... Und klar, gabs damals auch viel Gewalt, aber die mussten sich ja gegen das Empire wehren...

  • 3V
    !!!!Nicht veröffentlichen!!!!!

    !!!!!!!!!!!!!!!!!!!Nicht veröffentlichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Und die PKK ist auch so ein "erfogreiches Unternehmen" by USA. Seit über 20 Jahren sind die da dran. Im Greater Middle East Project ist der Plan festgeschrieben, einen Kurdenstaat zu schaffen. Erdogan hat sich manchmal in Reden geäußert dass er dem Greater Middle East Plan angehört. Sowas können euch die Jungs von Ulusal Canal liefern. Den Öcalan, den wollen sie ja freilassen usw. Mhm, er war lang im Gefängnis, dafür schaut er aber wohl genährt aus und bei bester Gesundheit, was für ein türkisches Gefängnis nicht die Regel ist. Schaut mal türkische Journalisten an, die sie nach 2 Jahren wieder freigelassen haben - und man kennt ja die Abu Ghraib-Geschichten by USA, die in der Türkei mit CIA und Co auch aktiv sind. Sogar Gefängnisbauten exportieren die USA. In der Türkei soll auch ein neues entstehen, hab ich gehört. Scheinbar ist die Kiste mit Öcalan abgesprochen. Von Syrien aus dringen auch immer US-AlQauida-Truppen nach Kurdistan ein um für "Landgewinn" zu sorgen. Warum dieser Kurdenstaat den USA so wichtig ist, hab ich noch nicht verstanden.

  • 3V
    !!!Nicht veröffentlichen!!!!!

    !!!!!!!!!!Nicht veröffentlichen!!!!!!!!!!!!!!!!!!

    Jetzt muss man die Erdogan-Kiste (US-Puppe + Militär in seinen Diensten) weiter aufklären um weiter den Druck auf die USA zu erhöhen. Auch die Verfelchtung innerhalb der EU. So wie ich bestätigt fand: Erdogan-Obama-Klüngel in Verbindung mit dem Realisierungswunsch des Greater Middle East Projects, Gründung AKP 2003 für dieses Ziel durch den Altterroristen und Pseudophilosoph Fetullah Gülen usw: ihr findet viele Artikel auf der info... Seite aber auch sonstwo (Analyselinien hab ich euch geschickt), wo heraus kommt, dass eine Intervention auf Syrien durch die Türkei immer im Gespräch war und Druck ausgeübt wurde von den USA. 2. Al Nusra/Quaida Gruppen an der türkisch-syrischen Grenze (wer sie aufgebaut hat ist ja jetzt bekannt). 2. EU Spiel: EU-Verhandlungen mit der Türkei. EU-Glückwunsche zu demokratischen Reformen, obwohl diese antidemokratisch waren (siehe alte türkische Verfassung im Verglaich zu Reform ab 2010). Jahrelanges Pressing durch CDU/CSU in Deutschland: Türkei nicht in EU. Die Türkei ist schon lange in Verhandlungen mit der EU (60er), damals EWG. Ob man die Türkei dabei haben will oder nicht spielt keine Rolle. Es ist ein Spiel: Erdogan will Ottomann (viele Videos englisch, die hier nicht gezeigt wurden) werden, wird von EU aber abgelehnt (in EU). Er geht in die Türkei, sagt: "die wollen uns nicht, pah, ich bin doch ein großer Osman". Er hat tatsächlich das Osmanische ser gestärkt in der Türkei, viel Werbung dafür im Fernsehen gemacht. Türkisches Volk ist beleidigt und sagt: dann eben nicht, ihr (EU) habt uns nicht verdient. So in der Art ist es gelaufen.

  • HS
    Hari Seldon

    @kersten augustin:

     

    Die Auswahl der Befragten scheint nicht wirklich representativ zu sein. Was wäre mit mehr Objektivität seitens TAZ? Bitte, was meinen Sie, warum wollen die Rebellen keine Wahlen in Syrien? Falls die Rebellen die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung representieren würden, könnten die Rebellen die Macht ohne weiteres sogar demokratisch übernehmen. Oder wären die Rebellen nur in Minderheit? Bitte, was meinen Sie, wie würden diejenigen (sogar IN ALLEN LÄNDERN DER WELT) eingestuft, die Terrorbombardierung gegen die eigene Heimat anfordern? Sie können drei mal raten.

    • EM
      Efraim Mühlenfeld
      @Hari Seldon:

      Ich kann Ihre Kritik in keinster Weise teilen und halte sie für äußerst realitäsfern. Der Krieg begann als Reaktion eines diktatorischen Regimes auf Demonstrationen der Bevölkerung. Ob eine Mehrheit der Bevölkerung hinter diesen Demonstrationen stand, wird sich schwer feststellen lassen. Es kann angesichts der größe der Protestwelle jedoch kaum geleugnet werden, dass bedeutende Teile des syrischen Volkes für Reformen war bzw. ist.

      Die Auswahl der Befragten ist selbstverständlich keine leichte Aufgabe. Ich würde die hier getroffene stellt den Versuch dar, der Zivilbevölkerung eine Stimme zu geben.

      • GS
        Günter Scholmanns
        @Efraim Mühlenfeld:

        Hallo Efraim Mühlenfeld.

        Sie behaupten natürlich zu Recht: "Ob eine Mehrheit der Bevölkerung hinter diesen Demonstrationen stand, wird sich schwer feststellen lassen"

         

        Darüber hinweg gehn lassen aber auch nicht! Es muß unbedingt festgestellt werden, wo die Mehrheit eigentlich steht. Große Teile der Bevölkerung soll sich darüber beklagen, von den Rebellen sehr drangsaliert und mitunter auch massakriert zu werden. Man hört also auch über die Rebellen sehr viel Schlechtes.