■ Der populäre Konzertführer: Punk-Opis, Arbeit und viel Open Air
In der Londoner Times war im Januar dieses Jahres eine deutsche Überschrift zu lesen. „Sprechen sie Punk Rock?“ hieß auf der Entertainment-Seite die „Headline“ für einen Artikel über betagte und eher unbedeutende Rockbands aus England, die auf dem Kontinent plötzlich als Stars gefeiert werden. „Zu Hause vergessen, im Ausland geliebt“ war das Resumee, und die Band 999 war eines der deutlichsten Beispiele. Bei ihrer Gründung 1976 waren die Punker um den Leadsänger Nick Cash auf der Höhe ihrer Zeit, wenn sie heute nach 15 Jahren auf ihrer Tingeltour in Bremen ankommen, werden ab 20 Uhr im Stone wohl eher nostalgische Gefühle vorherrschen. „Ich glaube, die Deutschen mögen einfach hart arbeitende Bands“ erklärt Cash in dem Bericht. Daß ausgerechnet die Punker die teutonischen Tugenden so schätzen, ist dabei schon etwas befremdlich.
An diesem Wochenende gibt es in Bremen-Nord Open-Air en masse. Vielleicht etwas zu spät in der Saison, aber mit dem Wetter kann man nicht planen. Merkwürdig, daß sich die „Umsonst-und-Draußen“-Termine in Vegesack und Lesum genau überschneiden. Bei 10. Open Air Lesum sind mit Punk, Hardcore, Death Metal, Blues — Trash oder Rap wohl eher die robusteren Naturen angesprochen: Am Freitag (28.8.) ab 17 Uhr spielen dort Boyz in Effect, Protozooid, God Cares, Frosen Reality, Children of Riot und die Irren Elektriker. Am Samstag (29.8.) geht es ab 15 Uhr weiter mit The Sweethearts, Tune Dum Dum Boys, Redrum, 2000 DS, Wat Tyler und dem „Hyper-Mega-Act“ Leatherface.
Auf dem Platz vor dem Kito kann man dagegen feineren Töne lauschen. Auf dem Kito/Loretta - Fest werden am Freitag (28.8.) ab 19.30 Uhr die Bop Cats aus Hamburg schön sauberen Jazz mit einem Repertoir zwischen Coltrane, Corea und Davis spielen. Ein Quartett mit dem harmlosen Namen Frankfurter Kurorchester wird danach ab 21 Uhr heftig parodierend zwischen J.S. Bach, AC/DC, Dvorak und den Beatles, Nina Hagen und Josef von Eichendorff umhermusizieren.
Am Samstag geht es vor der Kito weiter mit dem kanadisch — oldenburgischen Trio Bogus Brothers, das verspricht mit „geringem technischen Aufwand“ aus A-cappella-Gesang, Countrysongs, Dance Floor und Rock den „typischen Bogus Style“ zu basteln. Danach wird ab 21 Uhr als Höhepunkt des Festes Louisiana Red und seiner 8 köpfigen Stormy Monday Bluesband auftreten. Der Rhythm & Blues Gitarristen ist Stammgast bei den wichtigsten Blues — Festivals und sagt von sich selber, er wäre „der einzige Bluesmusiker, der 48 Stunden in einer Nacht spielen kann. Also noch eine hart arbeitende Band, und die lieben wir Deutschen ja wie schon erwähnt ganz besonders. Willy Taub
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