■ Der populäre Konzertführer: Jiddischer Jazz und Funky Black Lyrik
Klezmer Musik, die eigenartige Mischung aus tradionellen jiddischen Liedern von Osteuropa und populären amerikanischen Rhythmen, ist in letzter Zeit durch Radiosendungen, Konzerte und Platten erstaunlich bekannt geworden. Die Gruppe Klezmorim spielte z. B. auf der diesjährigen Breminale: sehr brav, authentisch und ein wenig museal klangen die alten Lieder. Genau deshalb trennten sich Klarinettist Ben Goldberg, Bassist Dan Seamans sowie Schlagzeuger Kenny Wollesen von dieser Gruppe und gründeten das New Klezmer Trio, in dem sie nach Herzenzlust die traditionellen Melodien mit Elementen des Free Jazz neu aufmischen. „Es ist Jazz, der statt I Got Rhythm auf Hava Nagila basiert“, meinte ein amerikanischer Kritiker. Für einige Puristen ist dieser respektlose Umgang mit den Traditionen schwer zu schlucken: „Es gibt Leute, die sich sehr über das, was wir tun, aufregen. Wir wurden auf der Bühne angeschriehen“, sagt Goldberg. Am Freitag (4.9.) um 21 Uhr spielen sie ihren jidischen Free — Jazz im Kito.
Black Voices nennen sich fünf schwarze Frauen aus England, die als a-capella-Gruppe Lieder der „Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe“ singen. „Sie bieten den Trost des Gospel, das Einfache der karibischen Musik, die Rhythmen von Afrika, die Wärme von Gershwin, die Inspiration von Bob Marley und einige Songs, die ganz und gar von ihnen selbst kommen“, schrieb ein Kritiker im englischen Guardian. Als Women in (E)Motion treten die fünf Vokalistinnen am Freitag (4.9.) um 20 Uhr im Rathaus von Stuhr und am Samstag (5.9.) um 21 Uhr im Überseemuseum auf.
Auch Jayne Cortez & the Firespitters kommen im Rahmen dieses Festivals nach Bremen. Die amerikanische Lyrikerin schreibt Gedichte mit „gemischten Metaphern, verwirrenden Gleichnissen und bizarren Bildern, garniert sie mit schockierenden Worten, inspirierten Konzepten und immer leicht zu entziffenden politischen Botschaften“. So aus einer amerikanischen Rezension ihrer Lyrik. Ihrer funkigen Rezitationen werden von drei Musikern aus der Band des Jazzers Ornette Coleman begleitet, von Bern Nix, Al MacDowell und Denardo Coleman. Außerdem spielt Charles Moffett Jr. Saxophon. Jayne Cortez schreibt selber zu ihrer Musik mit den Firespitters: „Wir haben düsengetriebene Zungen ... bemalte Häute wirbelnde Pupilen Stöhnen, das die Eingeweide sprengt und / die Überschall — Klänge von unsichtbaren Orchestern.“ All das ist am Sonntag (6.9.) um 21 Uhr im Überseemuseum zu bewundern.
Willy Taub
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