■ Der populäre Konzertführer: Brandos, Braxton, Hopjazz und Solei
DER POPULÄRE KONZERTFÜHRER
Brandos, Braxton, Hopjazz und Solei
Wenn sich eine Band nach dem inzwischen 70jährigen Jugendrebellen Marlon The Brandos nennt, und ihr neustes Album „Gunfire At Midnight“ heißt, schlagen alle Macho — und Kultdetektoren heftigst aus. Dem Gitaristen Dave Kincaid wird zu allem Überfluß auch noch eine „Reibeisenstimme „ mit dem Kratzvolumen eines Roger Chapman oder John Fogerty bescheinigt, und so werden die vier Musikanten aus Seattle und New York sicher heute um 20 Uhr im Modernes die wahren, guten, wilden 60er Jahre mit „bodenständigem“, „ehrlichem“, „kompromißlosem“, „aufrechtem“ Rock wiedererwecken.
Am Freitag (23.10.) feiert DACAPO sein 250. Konzertjubiläum mit einem der großen Veteranen der improvisierten Musik. Anthony Braxton spielt mit dem Amsterdamer Maarten Altena Ensemble um 20 Uhr in der Galerie Rabus. Die Holländer und den amerikanischen Saxophonisten verbindet, daß sie sich darauf konzentrieren, das scheinbare Paradox der „Kompositionen für Improvisationen“ zu lösen. Dies ist die erste Begegnung in der großangelegten Serie „American Connection“.
Der Indianer und Wahlbayer Tony Carey hat uns mit seinen Filmmusiken den Spaß an so manchem Schimanski—Tatort verdorben, und auch über seine Kompositionen für Peter Maffay, Chris Norman, Milva und leider sogar Joe Cocker wird er spätestens an der Pforte des Musikerhimmels Rechenschaft ablegen müssen. Vielleicht tut er ja schon mit seiner Acoustic-Tour Buße. Bescheiden wird er am Freitag (23.10.) um 20 Uhr im Modernes mit nur drei Begleitmusikern spielen, andererseits droht er aber mit den „besten Songs aus meinen zehn Alben“ . Keiner sage, man habe ihn nicht vorher gewarnt.
In diesem Frühjahr traf sich im Maxx die coole, hippe Incrowd, um die neuste Endeckung der Londoner HipHop-Clubs zu begutachten. Ronny Jordan entpuppte sich dabei als solider Jazzgitarist, der die Tradition von Wes Montgomery und des frühen George Benson heiligt, aber andererseits einige der alten Miles-Davis- Klassiker mit funkigen Dance-Rhythmen unterlegt. Am Sonntag (25.10.) ist er schon wieder da und diesmal sogar im Modernes.
„Die Kneipe“ an der Gete hat eine erstaunlich lange und gute Tradition von kleinen Jazzkonzerten. Am Sonntag (25.10) um 21 Uhr werden The 4 die Kneipen Jazztage '92 eröffnen. Die Hamburger Band spielt Jazzrock mit Anleihen bei Blues und New Bop. Dazu empfehle ich besonders die Soleier a la maison.
Willy Taub
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