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Archiv-Artikel

DIE UNO MACHT SICH IN DARFUR LANGSAM LÄCHERLICH: MIT FATALEN FOLGEN Der lange Atem des Sudan

Ein Erfolg in Darfur? Nach drei Jahren brutaler ethnischer Vertreibungen, mit mehreren Millionen Vertriebenen und mehreren hunderttausend Toten dürfen jetzt ein paar Dutzend UN-Militärs in die Region einrücken. Seit dem Beschluss des UN-Sicherheitsrats vom August, eine robuste UN-Blauhelmtruppe nach Darfur zu entsenden, hat Sudans Regierung vier Monate gebraucht, um sich dieses minimale Zugeständnis abringen zu lassen. Weltweit aber wird dieses Entgegenkommen mit Erleichterung aufgenommen. So tief ist die internationale Darfur-Diplomatie schon gesunken.

Darfurs Rebellen haben Recht, wenn sie darauf hinweisen, dass es wenig nützt, einige UN-Experten in eine ineffektive afrikanische Friedenstruppe einzuschleusen. Die bestehende Schutztruppe der Afrikanischen Union, die jetzt UN-Verstärkung erhält, wird von vielen Menschen in Darfur eher als Teil ihres Problems angesehen, nicht als Teil einer Lösung. Je mehr die UNO sich darin engagiert, ohne eine grundsätzliche Änderung des Mandats, der Einsatzbefehle und der Interventionskapazitäten der Afrikaner zu erwirken, desto wahrscheinlicher droht auch ihr dieser Glaubwürdigkeitsverlust. Und wenn erst einmal die UNO in Darfur genauso diskreditiert ist wie die AU, hat nicht die UNO gewonnen, sondern Sudans Regierung.

Für den anderen UN-überwachten Friedensprozess im Sudan – im autonomen Süden des Landes mit seinen 10.000 Blauhelmsoldaten und seinem sehr wackligen Wiederaufbauprozess nach Jahrzehnten des Krieges – könnte das fatale Folgen haben. Die Regierung in Sudans Hauptstadt Khartum will unter allen Umständen vermeiden, dass über die mögliche Sezession des Südens und eine größere Autonomie Darfurs der Flächenstaat Sudan in seine Bestandteile zerfällt. Und über das Lächerlichmachen des internationalen Engagements in Darfur versucht sie, auch in Südsudan langfristig wieder Fuß zu fassen. Dort stehen derzeit alle Zeichen auf Abspaltung, mit internationalem Segen. Doch Khartum hat den längeren Atem. Für Sudans Bevölkerung bedeutet das nichts Gutes.

DOMINIC JOHNSON