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Der kalte Krieg im Eis ist vorbei

■ Ost- und westdeutsche Polarforschung wurden „erfolgreich integriert“

Im Osten war nicht alles schlecht – Diese Einsicht verbreitete gestern Bernd Neumann, Bremer CDU-Vorsitzender und parlamentarischer Staatssekretär im Bundesforschungsministerium. Zumindest gelte das auf dem Feld der Polarfoschung: Denn die EisforscherInnen der DDR arbeiteten zwar auf ganz anderen Gebieten und in ganz anderen Teilen der Erde, genossen aber ebenso wie ihre Westkollegen internationales Ansehen. „Deutschland ist durch die Vereinigung der westlichen und östlichen Polarforschungsanstalten reicher geworden und hat jetzt internationalen Standard“, meinte Neumann gestern bei der Ausstellung „125 Jahre deutsche Polarforschung“ im Überseemuseum aus Anlaß des 3. Oktober.

„Internationaler Standard“ hieß auf gut DDR-Deutsch „Weltniveau“. Darum kämpften die PolarforscherInnen dies- und jenseits der Mauer mit völlig verschiedenen Blickrichtungen: Während sich die WestlerInnen auf die Meeres- und Eisforschung konzentrierten, interessierten sich die ostdeutschen ForscherInnen vor allem für Geologie und den Südpol. Zum Thema Ozonloch leisteten die sozialistischen WissenschaftlerInnen besonders wertvolle Grundlagenarbeit, meinte Otto Schrems vom Bremerhavener AWI. Denn bereits 1984 stellte die DDR Gelder für die Erforschung dieses Phänomens bereit: 1985 starteten von der DDR-Station „Georg Forster“ am Südpol erste Ballons mit Meßgeräten, die Aufschluß über Größe und Ausdehnung des Ozonlochs gaben. „Diese ersten Daten erregten bei der Antarktisforschungs-Konferenz in San Diego 1986 großes Aufsehen“, hieß es gestern.

Auch im ewigen Eis wächst also zusammen, was zusammengehört. Die Ex-DDR-Station am Südpol ist inzwischen wegen Brandschutzmängeln zu einer reinen Sommerstation umfunktioniert, die Forschungen gehen in der West-Station „Neumayer“ weiter. Trotz Abwicklung der Ost-“Akademie der Wissenschaften“ haben nach Aussagen von Neumann „90 Prozent der DDR-Polarforscher“ wieder einen Job in den jetzt gewendeten Instituten erhalten. Die beiden Hälften der Forschung sind zu einem „neuen und vollständigen Profil einer breit angelegten deutschen Polarforschung“ geworden. Die Integration der Ost-ForscherInnen hat den WestlerInnen vor allem den Osten erschlossen: Nicht nur Sprachkenntnisse in Polnisch und Russisch sind gefragt, sondern vor allem sind nach dem Ende des kalten Krieges die Polarregionen Rußlands für westliche Wissenschaft offen. Der Westen bringt in die Ehe die Anbindung an die internationale Forschungsgemeinde mit und die bessere technische Ausstattung wie zum Beispiel das Forschungsschiff „Polarstern“. „Die Integration des Ostens auf dem Sektor Polarforschung ist weit fortgeschritten“, meinte Neumann. „Die Entwicklung der gemeinsamen Polarforschung wird in Zukunft in Richtung Ökosysteme und Klimaforschung gehen.“ bpo

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