: Der große Fisch(er) Ringo Klemm
Hamburg (taz) - Gelächter geht durch den vollbesetzten Gerichtssaal, als Reinhard „Ringo“ Klemm im Zeugenstuhl seine Personalien angibt: 41 Jahre, „von Beruf Fischer“. Dabei ist er selbst ein großer Fisch: Die Strafermittler sehen in dem St. Pauli–Boß den mächtigen Hintermann des Koksgeschäftes auf dem Kiez und den Anstifter des Mordes von „St. Pauli Killer“ Werner Pinzner an Staatsanwalt Bistry. Klemm soll auch die Tatwaffe besorgt haben. In einer filmreifen Szene war der Bordell– und Eiscafe–Besitzer bei einer Razzia vor fast genau einem Jahr über die Dächer von St. Pauli geflüchtet und hatte sich anschließend zu seinen Kumpels nach Costa Rica abgesetzt. Nach seiner Verhaftung im Juni dieses Jahres ging ein langes juristisches Tauziehen um seine Auslieferung los, das vorgestern mit seiner schwerbewachten Ankunft im Sicherheitstrakt der Hamburger Strafanstalt Fuhlsbüttel endete. Dennoch macht Ringo Klemm einen recht gelösten Eindruck, als er am Dienstag als Zeuge im Prozeß gegen seine guten Bekannten Peter Nusser, Siegfried Träger und Armin Hockauf vorgeführt wird, die sich der Anstiftung bzw. Mittäterschaft an Werner Pinzners Morden schuldig gemacht haben sollen. Sein Auftritt währt nur wenige Minuten: Als Beschuldigter verweigert er jede Anwort. Mit einem Grinsen verläßt er schließlich den Gerichtssaal. usche
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen