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Der erste Polo rollte vom Band

■ Mitarbeiter sorgen sich um Arbeitsplätze / Entlassungen bereits angekündigt

Mosel/Zwickau (dpa) - Im neuen Sachsenringwerk des IFA -Kombinats in Mosel bei Zwickau lief am Montag der erste in der DDR montierte VW-Polo vom Band. Kurz nach 11.00 Uhr rollte ein Fahrzeug mit einem 1,3 Litermotor und 55 PS (40 kW) aus der Produktion, der mit einem Katalysator ausgerüstet ist. Gleichzeitig lief der dreimillionste Trabant vom Band. Der Trabant 1.1 mit einem Viertaktmotor auf VW-Lizenzbasis löst den Trabant 601 mit Zweitaktmotor ab.

Anläßlich der Premiere wurde die Sorge der Mitarbeiter im IFA-Kombinat um ihre Arbeitsplätze laut. „Der Dreimillionste ist fertig - sind wir es auch?“, stand beispielsweise auf einem Plakat. Ohne Personalabbau werde es nicht gehen, betonte IFA-Generaldirektor Dieter Voigt. Derzeit arbeiten in Zwickau und Mosel insgesamt 11.500 Mitarbeiter. Für die angestrebte Polo- und Golf-Produktion - 1994 mit einer Jahreskapazität von 250.000 Fahrzeugen - würden nur 6.500 bis 7.000 Mitarbeiter benötigt.

Die Montage basiert zunächst auf der Anlieferung lackierter Karosserieteile und der meisten Komponenten aus der Bundesrepublik nach Zwickau. Zur derzeitigen Produktion werden 200 bis 300 Mitarbeiter benötigt. Ab Ende September soll die Fertigung bis zum Jahresende 1990 auf 50 Einheiten pro Arbeitstag gesteigert werden. Für diese erste Stufe wird VW insgesamt rund 60 Millionen DM investieren. In einem zweiten Schritt soll die Tagesfertigung bis Ende 1992 auf etwa 400 Fahrzeuge arbeitstäglich gesteigert werden. Dafür sind weitere Investitonen von 240 Millionen DM eingeplant.

Die dritte Stufe soll schließlich ab 1994 die Produktion aller Kernbereiche umfassen und eine Tagesfertigung von 500 Fahrzeugen erreichen. Die Zusammenarbeit zwischen VW und dem IFA-Kombinat erfordert insgesamt ein Investitionsvolumen von fünf Milliarden DM.

Einen Endpreis für den Trabant mochte der Generaldirektor noch nicht nennen. Der in der DDR produzierte Polo werde jedoch genauso viel kosten wie in der Bundesrepublik. Die Jahreskapazität des Trabants 1.1 beträgt laut Voigt 140.000 Fahrzeuge. Diese Produktion werde 1990 wegen der Umstellung von 601 auf den 1.1 aber nicht erreicht werden. Von diesen Fahrzeugen würden lediglich zehn Prozent in der DDR abgesetzt, schätzt man in Zwickau.

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