: Der erste Flitzer
Kroate erhält Stadionverbot und muss mit Geldstrafe rechnen. Sicherheitskonzept bleibt unverändert
BERLIN taz ■ Ein wenig irritiert sieht Dado Prso kurz vor Schluss der Partie seiner Kroaten gegen Brasilien aus. Verständlich, denn mit einem Flitzer, der quer über das ganze Spielfeld läuft, sich vor ihm hinkniet und die Füße küssen will, rechnet ein Spieler bei einem WM-Match am wenigsten. Doch der Stürmer gewinnt schnell die Fassung wieder, nimmt den 20-jährigen Kroaten in den Arm und geleitet ihn zum Spielfeldrand. Dort führen Sicherheitskräfte den Mann ab.
Die Szene aus der 86. Minute des Spiels vom Dienstagabend war zum Schmunzeln – dabei sollten solche Bilder bei der WM unbedingt vermieden werden. Zumal kurz danach zwei verbotene bengalische Feuer im kroatischen Fanblock abbrannten. Zuvor hatten Sicherheitskräfte an den Eingängen 823 Feuerwerkskörper beschlagnahmt.
Für das WM-Organisationskomitee (OK) sei der Vorfall „kein Kavaliersdelikt“, sagte Sprecher Gerd Graus. „Wir werden ein Hausverbot für alle zwölf Stadien erteilen und Strafanzeige stellen.“ So sollen potenzielle Nachahmer abgeschreckt werden. Neben dem 20-Jährigen hätten noch drei weitere Fans versucht, auf den Rasen zu gelangen. Beim Confederations Cup gab es insgesamt vier Flitzer.
Dem Kroaten droht nun auch eine Geldstrafe. Erst im Mai mussten zwei Flitzer aus Rostock je 5.000 Euro Strafe zahlen. Der Kroate befindet sich seit Dienstagabend in Polizeigewahrsam. Die Staatsanwaltschaft werde nun entscheiden, ob man ihn binnen 24 Stunden verurteilen könne, sagte ein Polizeisprecher. Ein solches Verfahren hatte Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) vor wenigen Wochen zur WM angekündigt.
Die Polizei ermittelt gegen den Flitzer wegen Hausfriedensbruchs und Körperverletzung. Er soll einen Ordner geschlagen haben, bevor er aufs Spielfeld gerannt ist. Zuvor hatte er den zwei Meter breiten Graben zwischen Tribüne und Spielfeld übersprungen. Eigentlich galt der Graben als unüberwindbar – auch bei einer Massenpanik. Daher hagelte es im Januar Kritik von der Stiftung Warentest.
Trotz des Flitzers und der Feuerwerkskörper stellen OK und Polizei ihr Sicherheitskonzept nicht in Frage. Allerdings sollten die Ordnungskräfte in und um die Stadien noch genauer aufpassen, sagte Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, zur taz. Man könne aber nicht immer verhindern, dass Fans bengalische Feuer ins Stadion hineinschmuggelten, so Freiberg. „Wir können doch keine Kontrollen mit Gepäckdurchleuchtung wie am Flughafen machen.“ MAURITIUS MUCH