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Archiv-Artikel

männer & andere zwischenstufen (IX) Der bescheidene Mertesacker

Der Sexappeal der WM. Heute: Per (sprich: Peer) Mertesacker, geb. 1984 in Hannover. Spielt für Deutschland

Von JAF

Er ist der Saubermann unter allen Klinsmännern, niemand sonst sieht so ernsthaft aus, so fern von Fantasien, mit dem um die Häuser zu ziehen. Das irgendwie immer gewaschen aussehende Äußere von Per Mertesacker, 21 Jahre, ein perfekter, weil auch fairer Verteidiger, verweist auf einen Zug an diesem Mann, der gewiss im Privaten sein Äquivalent hat – den der Ruhe, der Gediegenheit, des Wissens um sein Potenzial.

Eine Aura des Norddeutschen umgibt ihn, die Haare leicht wuschelig, die Nase eher grob, die Augen tief liegend, stets mit einer gewissen fragenden Nüchternheit schauend. Merte, wie er unter Kollegen genannt wird, ist ledig, und auch dies mag ein Zeichen für eine Lebensplanung sein, die nichts von Operettenhaftigkeit hält. Dieser Spieler will das Sichere, das Solide, ohne an Langeweile zu ersticken. Leicht wäre es, ihn als fad zu empfinden. Falsch, ganz und gar fehl beurteilt.

Mertesacker, der in Pattensen anfing, ohne dass ihm ein Talent nachgesagt worden wäre, ist menschlich, ja, männlich gesehen ein Vulkan, dem es nicht darauf ankommt, bedrohlich zu dämpfeln oder gar in Eruptionen auszubrechen. Alles nur Showgetue, also nichts für ihn, der recht besehen eine Schönheit verströmt, die ohne lockende Signale erst auf den dritten Blick sich erschließt. Seine Bescheidenheit ist allerdings eine jener Art, die um das Unbescheidene der Ansprüche weiß – und sich doch ihnen gewachsen sieht.

Und zwar immer. So einer fängt keine gelben Karten, ein Mertesacker klärt Situationen zu seinen Gunsten, ohne roh zu werden. Er kann es ja auch, mit 196 Zentimenter Körperhöhe hat er Überblick, ohne an Eleganz einzubüßen, nur 85 Kilogramm muss er bewegen. So einen wünscht man sich fürs Leben, denn sein Pulver scheint nie gänzlich verschossen, der hat immer noch einen in petto – kein(e) Stellung(sspiel) scheint ihm undenkbar, gar eine Furcht: ein feiner Körper mit Einsatzvermögen. JAF