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Archiv-Artikel

wowereit in der kritik Der begossene Bürgermeister

Erst beschweren sich Sozialdemokraten über den Führungsstil des Regierenden. Dann sagen seine bisher kreuzbraven PDS-Senatoren, was politisch mit ihnen nicht zu machen ist. Aus heiterem Himmel ist in dieser Woche ein Gewitter ausgebrochen. Und im Regen steht Klaus Wowereit.

Kommentar von ROBIN ALEXANDER

Was ist geschehen? Wowereit hat überreizt. Von seinen Genossen verlangt er Unterstützung für eine rein budgetorientierte Politik, die Sozialdemokraten schmerzen muss. Gegen den Schmerz halfen lange die Glückshormone des Wahlsiegs und der jungen Macht. Die sind jetzt aufgebraucht. Will Wowereit, dass seine SPD ihm weiterfolgt, muss er ihr wenigstens sagen, wohin er will. Sein Schweigen in der Programmdebatte war eine Provokation.

Ähnliches gilt für den Umgang mit dem Koalitionspartner. In der vergangenen Woche hat Wowereit die Sozialausgaben zum Steinbruch erklärt und seinen Finanzsenator zwei Theater in Frage stellen lassen. En passant geruhte der Regierende zu bemerken, die Sanierung sei bis 2006 sowieso nicht zu schaffen. Schon die Selbstachtung gebot den PDS-Senatoren Widerstand.

Auf Regen folgt Sonne. In der SPD gibt es niemanden, der Wowereit ersetzen könnte. Die PDS hat ihr Schicksal an Rot-Rot gebunden. Mit den starken Grünen wächst schon der PDS-Ersatz. Und dass die Berliner CDU Verantwortung bekommt, wünschen sich zurzeit nicht einmal Konservative. Die Grundlagen von Wowereits Macht sind also intakt. Schaden erlitten hat allerdings sein Image. Er wird nun auch mit den harten Folgen seiner Politik in Verbindung gebracht. Gewitter ziehen vorüber. Aber nass sieht keiner gut aus.