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Archiv-Artikel

Der Wochenendkrimi Mädchen am Sonntag

„Tatort: Pechmarie“,So., 20.15 Uhr, ARD

Geschwister: Je wilder und unverantwortlicher der eine Teil ist, desto ruhiger und besonnener der andere. So ist das jedenfalls bei Marie und Sophie. Die eine ist nach Thailand abgehauen, um dort mit bescheidenem Erfolg eine Absteige für Touristen zu betreiben, die andere hat eine Ausbildung als klassische Musikerin absolviert und reüssierte bis vor kurzem in New York. Nun ist Marie, die Wilde, tot. Ermordet im Zuge eines Diamantenraubs, durch den sie an Geld für ihr Hotel kommen wollte. Sophie, die Weise und Besonnene, ist indes just dieser Tage nach Köln gezogen und richtet sich ihre Wohnung ganz oben in einem Hochhaus ein.

Die Schauspielerin Nicolette Krebitz agiert als diese Sophie nun mit einer sonderbar gedrosselten Routine. Als wäre die junge Frau fremd im eigenen Leben. Da packt man natürlich gerne mit an, auf dass sie sich in ihrem Leben ein bisschen heimischer fühlt. Also lassen sich Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär), die väterlichsten aller „Tatort“-Ermittler, die auf die überlebende Schwester aufpassen sollen, zum Wohnunganstreichen überreden – und vertreiben auch gleich den jämmerlichen italienischen Tenor vor der Haustür, der Sophie liebeskrank aus New York hinterhergereist ist.

Ein sonderbarer „Tatort“ ist das: Man schaut mit der nachdenklichen Sophie vom Balkon ihres Apartments runter auf Köln und hastet mit den Ermittlern durch Abrisshäuser und öffentliche Toiletten. Regisseur Hendrik Handloegten („Liegen lernen“) hat ein paar skurrile Settings ausgewählt. Eine Lagerhalle mit unzähligen von Kuckucksuhren zum Beispiel, in deren Mitte der mächtige Körper des Peter Kern als süffisanten Hehlers thront. Oder eine Offtheaterbühne, in der gespenstisch ein kaputter Scheinwerfer flackert.

Stellen Sie sich als Zuschauer besser nicht die Frage, wo das alles hinführen soll. Nur so viel: Am Ende wird der assoziativ ausladende Plot (Buch: Stefan Cantz, Jan Hinter) recht straff verschnürt. Bis dahin schauen Sie sich doch bitte einfach ein wenig um und genießen Sie die schöne Aussicht, die der toll fotografierte Krimi parat hat. Zu viel Weisheit, so suggeriert diese mild-nihilistische „Tatort“-Episode, führt ja sowieso nirgendwo hin. Bevor sie einem nützen könnte, ist man auch schon tot. C. BUSS