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Der Wert der unbezahlten Hausarbeit

■ Unbezahlte Arbeit entspricht einem Drittel des Sozial- produkts / Frauen arbeiten doppelt soviel für lau wie Männer

Bonn (AFP/taz) – Was Frauen schon immer ahnten: Der Wert ihrer Hausarbeit ist bislang unterschätzt worden. Die Bundesregierung hat erstmals den Wert von unbezahlter Arbeit in Haushalt, Familie und Ehrenamt errechnen lassen. Demnach hätten diese Arbeiten 1991 allein im alten Bundesgebiet mit mindestens 860 Milliarden Mark entlohnt werden müssen, verkündete gestern Familienministerin Hannelore Rönsch.

Der Wert unbezahlter Tätigkeiten erreichte rund ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes, hob das Wiesbadener Statistische Bundesamt hervor, das die Studie zur Zeitverwendung der Deutschen im Auftrag des Ministeriums erstellt hatte. Frauen verbrachten demnach mit rund 35 Stunden pro Woche fast doppelt so viel Zeit mit unbezahlter Arbeit wie Männer. Rönsch unterstrich, daß diese Leistungen „viel zu lange unterschätzt“ wurden.

Zur Bewertung der unbezahlten Arbeiten wurde der Lohn einer Hauswirtschafterin in Höhe von bescheidenen elf Mark Nettolohn zugrunde gelegt. Bei 77 Milliarden Stunden im Jahr ergaben sich somit 860 Milliarden Mark. Aus der Studie des Statistischen Bundesamtes geht hervor, daß Männer pro Woche nur etwa 19,5 Stunden unbezahlte Arbeit leisteten. Im Durchschnitt wandten die Bundesbürger aber 28 Stunden auf. Rönsch verwies darauf, „daß die Männer in der Studie ausgesprochen schlecht davonkommen“. Unterschiede ergaben sich vor allem bei der unbezahlten Arbeit von Ehepaaren, bei denen beide Partner erwerbstätig sind: Ehefrauen verbrachten in diesen Fällen fünf Stunden mit Hausarbeit, die Ehemänner jedoch nur rund drei Stunden täglich. Der Studie zufolge beanspruchte die Kinderbetreuung bei Ehepaaren mit Kindern unter sechs Jahren gut ein Drittel der unbezahlten Arbeit.

Rönsch forderte, die Familienarbeit gerechter zu verteilen und die Arbeitszeiten in der Wirtschaft flexibler zu gestalten. Die „strukturelle Rücksichtslosigkeit“ gegenüber Familien müsse abgebaut werden. Für die Erhebung wurden insgesamt 21.000 Personen von 12 Jahren an befragt, die in einem Tagebuch ihre Zeiteinteilung aufzeichnen mußten.

Die Studie unter dem Motto „Wo bleibt die Zeit?“ erbrachte auch, daß Bundesbürger im Durchschnitt für ihre Freizeitgestaltung rund fünf Stunden täglich zur Verfügung haben. Fast zwei Stunden davon gehen fürs Fernsehen drauf. Für kulturelle Aktivitäten blieb eine Viertelstunde.

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