Claudio Pizarro, Werder-Rückkehrer : Der Vertraute
Am Freitag zur Mittagszeit wurden die Bremer sentimental. Kurz vor Bundesligabeginn hat Klaus Allofs doch noch einen Stürmer verpflichtet. Einen, der zur Familie gehört und nun zurückkehrt.
Der Stürmer heißt Claudio Pizarro und mit Werders Sportdirektor Klaus Allofs verbindet ihn eine besondere Beziehung. Pizarro war der erste Spieler, den Allofs nach Bremen holte, das war 1999 und Pizarro war damals 20 Jahre alt. Kaum jemandem in Europa war der junge Peruaner zuvor ein Begriff gewesen. Doch nach zwei Jahren in Bremen konnte ihn selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß fehlerfrei rückwärts buchstabieren und Pizarro ging nach München. Für ein Vielfaches dessen, was die Bremer nach Peru überwiesen hatten. Der Pizarro-Deal wurde damit zu einer Art Schablone für die weiteren Nischentransfers des Bremer Managers.
Es ist kein Zufall, dass Claudio Pizarro ausgerechnet jetzt zurück nach Bremen kommt, da sich diese Suchmaske abgenutzt zu haben scheint. Mit der Dauerkarte für die Champions League gelten die Bremer nicht mehr nur als der sympathische aber harmlose Provinzklub. Allofs Schleichtaktik auf dem Transfermarkt funktioniert nicht wie früher. Die Bremer zahlen ihren eigenen Namen mit.
In Bremen war zuletzt die Sehnsucht nach einem Transfer-Coup, wie er Allofs mit Klose oder Diego gelungen war, greifbar: Nicht nur Torsten Frings forderte einen Topstürmer europäischer Etikettierung. Allofs sondierte den Markt, sondierte ins Leere und erinnerte sich schließlich an einen verlorenen Sohn, der zuletzt in London gut bezahlt auf der Tribüne döste.
Der Transfer kann als ein Meisterstück von Allofs gelten. Die Grün-Weißen haben den Stürmer vom englischen Premier-League-Klub FC Chelsea lediglich für ein Jahr ausgeliehen. Allofs simuliert damit einen europäischen Großtransfer, schenkt den Fans den ersehnten großen, weil vertrauten, Namen und geht dabei kein Risiko ein: Pizzaro ist ja im nächsten Sommer wieder weg. Eine Kaufoption gibt es im gegenwärtigen Vertragswerk nicht.
Lucas Vogelsang
CLAUDIO PIZARRO, 29, stürmte von 1999 bis 2001 für Bremen, danach für Bayern und für Chelsea Foto: dpa