american pie : Der Thunfisch taucht ab
Bei den Dallas Cowboys endet überraschend die Ära Bill Parcells
Aller guten Dinge sind drei. Das erste Mal trat Bill Parcells zurück, weil sein Herz den NFL-Stress nicht mehr mitzumachen drohte. Das zweite Mal wurde er Pensionär, weil er die Lust am Football verloren hatte. Das dritte Mal nun könnte für immer sein.
Am Montag verkündete Parcells per E-Mail seinen Abschied nach 19 Jahren als Headcoach. Der Trainer der Dallas Cowboys, einer der erfolgreichsten seiner Zunft, verzichtet auf die noch ausstehenden 5 Millionen Dollar für das letzte Jahr seines Vertrags und setzt sich pünktlich mit dem Erreichen des Rentenalters von 65 Jahren zur Ruhe – dieses Mal wohl endgültig. Zwei Mal hatte der „Big Tuna“ genannte Coach mit den New York Giants die Super Bowl gewonnen, auch mit den New England Patriots stand er im Endspiel, aber mit Dallas gelang der große Wurf nie. Die Ära Parcells war, gemessen an den Erwartungen im Football-verrückten Texas, eine große Enttäuschung.
Die Dallas Cowboys, was Einnahmen, Popularität und Historie anbelangt, so etwas wie der FC Bayern München des American Football, und der vom Erfolg verwöhnte Coach – vor vier Jahren, beim Amtsantritt von Parcells, schien das eine Kombination mit Titelgarantie. Beobachter befürchteten höchstens, der als Kontroll-Freak und Choleriker gefürchtete Parcells könnte regelmäßig mit dem charakterlich ähnlich gebauten Cowboys-Besitzer Jerry Jones aneinandergeraten. Doch ausgerechnet die beiden Alphatierchen kamen, so machte es zumindest den Anschein, prima miteinander zurecht. Jones lobte zum Abschied „die engagierten Bemühungen und den Einsatz“ des scheidenden Trainers und legte Wert auf die Feststellung, dass er Parcells gern auch kommende Saison an der Seitenlinie des sogenannten „America’s Team“ gesehen hätte.
In der Öffentlichkeit war die Männerfreundschaft zwischen Parcells und Jones ungetrübt. Hinter den Kulissen dürfte es trotzdem einige Meinungsverschiedenheiten gegeben haben. Zumindest mit der Verpflichtung des exzentrischen Terrell Owens, die der stets auf große Namen versessene Besitzer eingefädelt hatte, war der bärbeißige Trainer wohl nur mit Magengrimmen einverstanden. Und als Owens prompt Trainingseinheiten schwänzte und Unruhe nach Dallas brachte, wirkte Parcells für seine Verhältnisse ungewöhnlich entspannt. Womöglich haben ihn Owens und die Unmöglichkeit, ihn unter Kontrolle zu halten, überzeugt, den Trainerjob an den Nagel zu hängen. Nun muss ein neuer Trainer mit Jones zusammen entscheiden, ob Owens die Cowboys auch in der kommenden Spielzeit aufmischen darf. THOMAS WINKLER