Der Specht der Woche: Kein Herz in der Mitte
Christian Specht, 45, ist politisch engagiert und unter anderem Mitglied im Behindertenbeirat in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg sowie im Berliner Rat der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet. Wenn er es zulässt, zeigt die taz sein Bild der Woche.
Heute geht es auf meinem Bild um die Liebe, oder vielmehr um ihr Gegenteil, die Scheinehe. Ich habe zwei Menschen gemalt. Sie sind zusammen auf dem Bild, wären in Wahrheit aber lieber auseinander. Deshalb strecken sie ihre Zungen raus. Die eine wollte vielleicht mehr, der andere wollte dann doch eher was anderes. Also auch kein Herz in der Mitte, zwei Herzen, die sich voneinander weg mühen. Vielleicht waren es unterschiedliche Meinungen, manchmal auch schon nach drei Tagen, vielleicht war sie jung und er war alt. Die Scheinehe habe ich vor Kurzem selbst gesehen: Die Frau war schwanger, es kam zur Fehlgeburt, der Mann ist sicherlich aus Enttäuschung weg, zurück in ein anderes Land sogar. Über allem liegt der Sommer, die Farben sprenkeln und Wolken spazieren gemächlich über dem täglichen Treiben und verschönern das Bild. Protokoll: NEA
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