■ Der Senatoren-Kompromiß: Blutleerer Städtebau
Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer bleibt der Hochhaussenator. Nach dem Gezänk mit Bausenator Wolfgang Nagel um die städtebauliche Linie am Alexanderplatz hat er behalten, was er besaß: ein Kollhoffsches Hochhausgewitter, das nach dem Abriß der Relikte des sozialistischen Städtebaus peu à peu hochgezogen werden soll. Nicht nur das zugige Gesicht des Alex wird sich verändern. Vielmehr verliert der Ort seine Bedeutung als Tor des Ostens, wenn ökonomische Macht und steinernes Kapital sich dort konzentrieren. Die paar Wohnungen mehr wird Hassemer dem Bausenator gern zugestanden haben, kastrieren sie doch nicht den Entwurf. Denn aus den Turmfenstern werden nicht die blicken, die im Bezirksamt Mitte um eine Wohnung anstehen. Und Bausenator Nagel, der politische Verlierer? Hatten er und seine Verwaltung nicht noch vor kurzer Zeit geklagt, der Entwurf sei eine Katastrophe, er zerstöre die sozialen und baulichen Strukturen in der Mitte und wirke sich auf die Stadtentwicklung insgesamt negativ aus? Alles nur lautes Gebrüll oder leeres Geschwätz, möchte man da sagen, denn die „erkämpften“ Wohnungen für schicke Appartements im Hochhaus rühren nicht am blutleeren Städtebau und der Monofunktionalität, die dem Platz drohen. Wohnungen bringen mehr Mischung, sagt der Bausenator. Durchmischt und lebendig ist die Stadt nur mehr da, wo solche Planungen noch nicht zugeschlagen haben. Rolf Lautenschläger
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