: Der Senator lachte nicht
Radio Bremen sperrt seine Humordatenbank, weil geheime Senatoren-Zitate an die Öffentlichkeit kamen
Der Senator war nicht erfreut, so steht zu vermuten. So wenig erfreut, dass er daselbst beim Sender anrief, um sein Missfallen auszudrücken. Was genau er in diesem Telefonat sagte, ist unbekannt. Sicher ist nur das eine: Die Leitung von Radio Bremen hat nach einer internen Mitteilung bestimmt, dass nach der vorübergehenden Sperrung der Humordatenbank „dies auch dauerhaft so bleiben soll“. Immerhin erfahren die Mitarbeiter des Bremischen Haus- und Hofsenders, die angesichts des rigiden Sparkurses ohnehin wenig zu lachen haben, warum die Quelle mit kuriosen Originaltönen künftig verschlossen bleiben soll: „Anlass war die rechtswidrige Weitergabe eines Tons aus der ‚Humordatenbank‘ an die Organisatoren einer Protestveranstaltung, auf der dieser Ton abgespielt wurde.“ Und weiter: „Radio Bremen ist auf Glaubwürdigkeit gegenüber seinen Gesprächspartnern angewiesen.“ Womit in jenem speziellen Fall niemand Geringeres als der Bremer Wirtschafts- und Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) gemeint ist. Dem hatte in einem Interview mit Radio Bremen auf die Frage, welche Oper er im Bremer Theater zuletzt gesehen habe, so recht keine Antwort einfallen wollen, worauf er darauf drang, den wenig eindrucksvollen Beginn zu streichen.
So geschah es. Doch fand das senatorische Äh und Ehm Eingang in die Humordatenbank – und von dort den Weg zu der ominösen „Protestveranstaltung“. Die wiederum war eine Demonstration zum Schutze des Bremer Theaters vor drohender Insolvenz. Da zumindest in den Augen des Theaters eine nicht unbeträchtliche Bedrohung vom Kultursenator selbst ausging, fand man für dessen O-Ton eine neue Dramaturgie.
Nun möchte niemand bestreiten, dass die Weitergabe von Interviewauszügen nicht zu den vertrauensbildenden Maßnahmen des Journalismus gehört. Auch jene MitarbeiterInnen von Radio Bremen, die sich zu einer Initiative für die Freigabe des Humorspeichers zusammengetan haben, „können die Gründe der Programmdirektoren nachvollziehen“, wie es in ihrem Aufruf heißt. Doch die Gefahr der Weitergabe nicht freigegebenen Materials, so schreiben sie weiter, sei „völlig unabhängig von der Existenz der Humordatenbank“. Ansonsten gibt man sich sehr mäßig in den Forderungen. Einverstanden ist man nämlich mit der Löschung der „als ‚Risiko‘ einzuschätzenden Töne“. Im Theater möchte man sich zu den Vorgängen nicht äußern: „Das ist ein zu heißes Eisen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende, um dann zu schweigen. Und der Kultursenator? „Ist eigentlich ein humoriger Mensch“, so sein Sprecher. grä