Der Rhein vibriert

Die schwimmende Blue Parade will in Düsseldorf die Loveparade ersetzen. Angler und Fische sind entsetzt

Die Fische flüchteten. Angler fürchteten um ihre wippenden Ruten. Zahlreiche Besucher kritisierten die Organisation auf den vier ausverkauften Party-Schiffen, lobten aber enthusiastisch die DJs: Am Wochenende fand auf dem Rhein in Düsseldorf die blue parade statt. Die Veranstalter wollen in den nächsten Jahren noch expandieren. Die schippernde House-Parade soll langfristig 25.000 Raver anziehen – bisher sind es erst knapp 5.000. Sie soll „auf jeden Fall auf dem Wasser bleiben“, sagt Michael Gundacker von Cyburbia Medien, die dieses Jahr erstmals als Veranstalterin auftrat. Schon das dürfte verhindern, dass die Besucherzahlen jemals die der Loveparade erreichen, die in ihrem besten Jahr 1999 immerhin 1,5 Millionen flippige TänzerInnen nach Berlin lockte.

Bereits fünf Jahre läuft die von einer Düsseldorfer Brauerei gesponsorte Parade. Neben dem Geldgeber, der mit einem Bier-Cola-Mix „genau das Lebensgefühl der blue generation“ treffen will, stiegen auch Co-Sponsoren und Mediapartner ins Boot, um sich auf dem Wasser besonders medienwirksam zu präsentieren. Das weckte negative Erinnerungen an die Loveparade – auch sie war als politische Demonstration gestartet und später zu einer Werbeveranstaltung verkommen. Beim Line-Up ist die Party auf Vater Rhein den Berlinern allerdings schon heute ebenbürtig.

Stars der House-Szene wie Phil Fuldner, The Discoboys, DJ Spiller oder das Düsseldorfer DJ-Team Plastik Funk geben sich die Turntables in die Hand. Und sind natürlich professionell begeistert vom Konzept. „Die blue parade ist stimmungsmäßig kaum zu toppen“, sagen Mikio und Rafael von Plastik Funk. Die DJs, die normalerweise im Düsseldorfer Club 3001 und zur Zeit auch im „Privilege“ auf Ibiza auflegen, sind sich sicher, dass die Kombination aus „Club, Open Air und Kutterfahrt“ für gute Stimmung sorgt. Sie haben natürlich auch nichts dagegen, dass eine Compilation von den Hör-Genüssen auf den vier Dampfern erscheint. Das Marketing scheint also zu funktionieren: Bereits zwei Tage nach Beginn des Vorverkaufs waren drei Boote ausverkauft. Eine Abendkasse gab es erst gar nicht.

Noch ist nicht sicher, dass die blue parade zum Nachfolger der Kommerz-Loveparade wird. Die übliche Kritik schwappte aus den Booten. Viele störte der Dieselgestank und die ekeligen Toiletten und nach einer Stunde soll das Pils ausverkauft gewesen sein. Das ist kein Wunder im Rheinland. MAREN MEIßNER