: Der Rattenfänger von Gelsenkirchen
Christofer Heimeroth, Ersatztorhüter von Schalke 04, hat bereits das Viertelfinale der Weltmeisterschaft erreicht
GELSENKIRCHEN taz ■ Manche Bundesliga-Profis hoffen, dass sie die Vorrunde überstehen. Manche wollen ins Finale. Für alle WM-Teilnehmer ist heute Start ins Ungewisse, nur Christofer Heimeroth weiß schon ganz genau, wie weit es geht. Er wird bis ins Viertelfinale „C“ kommen. Am Samstag, 1. Juli, nach seinem fünften Spiel, scheidet er aus. Das passt wunderbar, denn zwei Tage später beginnt der FC Schalke 04 mit dem Training. Heimeroth, 24 Jahre, acht Bundesligaspiele, ist beim Bundesligisten Ersatztorwart. Bei der WM wird Heimeroth auf dem Platz stehen und Anweisungen geben.
Aber wenn es dann ernst wird, muss Heimeroth das Feld verlassen. Schalkes Torwart ist einer von 15.000 Volunteers. So heißen die freiwilligen Helfer heute. Er hilft „im Bereich Infotainment“. Früher hieß das Rahmenprogramm. Gestern hatte Heimeroth seine Generalprobe. „Na gut, es beschränkt sich auf eine Probe“, grinst er. Und so kompliziert sei seine Aufgabe ja auch nicht: Der Torwart wird vor und nach dem Spiel die Kinder dirigieren, die mit den Mannschaften einlaufen. Wichtig wird sein, den genauen Winkel einzuhalten, in dem die Flagge des Weltverbandes Fifa abgelegt wird. „Es gibt für alles Vorschriften“, sagt Heimeroth leicht spöttisch, „ein paar Leute von der Fifa werden bei der Probe sicher gucken, ob wir alles richtig machen.“
Während Heimeroth die Volunteers-Kollektion – hellblaues Oberteil, dunkelblaue Hose – anprobiert, erzählt ein Volunteer-Kollege, dass einige Herren manchmal in den Kühlschränken des Aufenthaltsraumes nachschauen, ob die Getränke richtig einsortiert sind. Die schwarze Brause aus den USA muss immer im Blickfeld sein. Heimeroth schüttelt den Kopf. Aber was soll’s? Er macht mit, und er freut sich. „Bei einer WM im eigenen Land wollte ich einfach dabei sein. Wann erlebt man das schon noch einmal?“ Die Idee, sich als Helfer zu bewerben, sei ihm zufällig gekommen, weil das Volunteers-Büro „direkt gegenüber von unserer alten Kabine liegt“.
Während sich manche Mannschaftskollegen in der Sonne aalen, befasst sich Heimeroth mit dem Fifa-Pflichtenheft. „Das ist wohl nicht jedermanns Sache“, sagt er dazu, dass er der einzige Bundesligaprofi unter den Volunteers ist. Ob andere wohl Hemmungen haben? „Für einige ist es sicherlich schwierig“, sagt Heimeroth. Außerdem habe es auch nicht gereicht, einfach nur Schalke-Profi zu sein. „Man muss sich dann schon um alles selbst bemühen.“ MARCUS BARK