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Das PortraitDer Querdenker

■ Wlodzimierz Cimoszewicz

Polens neuer Premier: Wlodzimierz Cimoszewicz Foto:AP

Sportlich stürmt er die Treppen hinauf und lächelt verschmitzt in die Kameras, als wollte er sagen: „Das war doch gar nichts“. Wlodzimierz Cimoszewicz, der neue Ministerpräsident Polens, hat das Zeug dazu, die Polen im Sturm zu erobern. Der 45jährige Strahlemann mit den buschigen Augenbrauen und der leicht zerdellten Nase leistet sich schon seit Jahren eine eigene Meinung. Zum ausgesprochenen Mißvergnügen der Altkommunisten in der Allianz der demokratischen Linken fällt der promovierte Völkerrechtler die politische Treppe zwar immer wieder runter, aber genauso regelmäßig wieder hoch. Cimoszewicz trat der kommunistischen Partei (PVAP) als Student bei. Er schien auf dem besten Weg, ein Apparatschik zu werden, als er ein Stipendium für die USA erhielt. Nach Verhängung des Kriegsrechts Ende 1981 kehrte Cimoszewicz zurück und lehnte das Angebot ab, Parteisekretär an der Warschauer Universität zu werden. Er arbeitete einige Jahre als Assistent am Institut für Internationales Recht und hatte dann endgültig die Nase voll von der Politik. Cimoszewicz zog auf den Bauernhof seiner Schwiegereltern und züchtete Schweine. 1989 zog es ihn zurück auf die politische Bühne. Auf dem letzten Parteitag der PVAP forderte er eine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Ostentativ trat er nicht in die neugegründete Sozialdemokratische Partei (SdRP) ein. Dafür gründete er mit Aleksander Kwaśniewski, dem heutigen Präsidenten, die Allianz der demokratischen Linken. In ihr sind außer der SdRP 29 linke Gruppen, Parteien und Berufsverbände zusammengeschlossen. Unter Ministerpräsident Waldemar Pawlak stieg der Parteilose zum Justizminster auf und initiierte die „Aktion der sauberen Hände“: Hohe Staatsbeamte sollten nicht zugleich gutdotierte Aufsichtsratsposten in der Wirtschaft bekleiden. Die Aktion verlief im Sande. Unter dem neuen Premier Oleksy verlor der Unbotmäßige seinen Ministerposten und führte die Geschäfte des stellvertretenden Parlamentsvorsitzenden. Den Querdenker kümmerte das nicht: Mit Adam Michnik, dem heutigen Chefredakteur der größten Tageszeitung Polens Gazeta Wyborcza, veröffentlichte er im Herbst 1995 einen Aufruf zur Versöhnung über ideologische Grenzen hinweg. Damals hatte sich ein Sturm der Entrüstung erhoben, heute ist der Aufruf die beste Empfehlung für den künftigen Premier. Gabriele Lesser

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