: Der Prüfstand
Heute: Brauchen wir eigentlich noch … Echt Kölnisch Wasser?
Das müsst ihr die Kölner fragen! Wie ich die kenne, wollen sie bestimmt kein Düsseldorfer Wasser …
S. Wiegand, Berlin
„Wir“ brauchen es wohl nicht mehr, obwohl sich einige von „uns“ sicherlich noch gut an die Fernsehweihnachtswerbung von anno Tobak erinnern werden: „Schenke von Herzen, doch was es auch sei: 4711 ist immer dabei!“
Ältere Frauen (ab sechzig) brauchen es allerdings nach wie vor ganz dringend: Kräftig mit dem Wässerchen eingenebelt, macht auch die hartnäckigste und blutgeilste Mücke einen großen Bogen um solche Damen.
Uwe Tünnermann, Lemgo
Diese Frage führt zu einer viel näher liegenden: Brauchten wir eigentlich JEMALS Echt Kölnisch Wasser?
Fae Griep, Bremen
„Wir“ brauchen Kölnisch Wasser nie – es wird ja nur als sehr individuelle Anwendung nützlich: Der Kölner als solcher braucht es, um sich von Düsseldorfern abzusetzen, und alle NichtkölnerInnen brauchen das Wasser, um Köln nicht zu vergessen, wenn sie gerade kein Kölsch trinken können.
Georg Fischer (für seine Kölner Freundin), Schefflenz
Also ich persönlich brauche Echt Kölnisch Wasser auch heute noch – wenn auch nicht tagtäglich, sondern nur in verliebter Stimmung.
Ja, lästert ihr nur, aber das kam so: Eines Tages schickte ich meinen Mann zum Einkaufen, so richtig mit Einkaufszettel, damit er nichts vergisst (kommt sonst nämlich schon mal vor). Und nun passierte, was sonst kaum passiert: Er brachte einmal in seinem Leben mehr mit, als auf dem Zettel stand. Im Supermarkt war ihm nämlich eingefallen, dass ich ein paar Tage zuvor im Badezimmer vor mich hin gemurmelt hatte, ich müsse mir mal wieder ein Kölnisch Wasser kaufen. Ich meinte natürlich ein Eau de Cologne (man kann auch einfach Parfüm dazu sagen). Und was brachte mir mein toller Mann mit? Eine Riesenflasche Echt Kölnisch Wasser. Einerseits war ich natürlich genervt, dass er mir so ein Omaparfüm zutraut, aber andererseits fand ich es auch wieder total süß. Man hätte die Flasche natürlich noch umtauschen können, aber ich musste so lachen, dass ich es nicht übers Herz gebracht hätte, sein komisches Geschenk zurückzugeben.
Ein paar Tage später hab ich dann einen ordentlichen Schuss 4711 aufgelegt und so getan, als ob gar nichts weiter wäre. Und mein Mann sagte irgendwann: „Komisch, du riechst wie meine Mutter.“ Und dann fiel bei ihm der Groschen. Erst hat er sich ja ein bisschen geschämt, aber dann haben wir uns köstlich amüsiert. Und seitdem mache ich manchmal als kleine Überraschung für ihn „die Mutter“.
Ich hoffe, ich werde noch Echt Kölnisch Wasser benutzen, wenn ich „in dem Alter dafür“ bin.
Britta H., Bielefeld
Zuerst sollte man vielleicht Gariela Sabatini abschaffen, bevor das nach Echt Kölnisch Wasser (!) und Tosca (!!!) auch noch zum Geschenkklassiker wird, den Mensch nicht geschenkt haben will. Sabine Löhr, Wuppertal
Auf keinen Fall abgeschafft gehören diese „Erfrischungstücher“ mit 4711 Echt Kölnisch Wasser drin. Denn nur wenn man die benutzt, stellt sich bei sommerlichen Autofahrten inklusive Picknick mit gekochten Eiern und Kartoffelsalat aus Gläsern das Gefühl ein, dass nun wirklich Sommer ist. Auch wenn’s penetrant pomeranzig riecht. Das ist’s ja gerade: A la recherche de l’été perdu. Hans Michalek
Kölnisch Wasser, das riecht nach Kindheit. Wenn ein bisschen Parfüm so was schafft, kann es nicht unwichtig sein. Allerdings wird das Kölnisch Wasser mit den jetzigen Omas aussterben, und dann beginnt eine schlimme Zeit: Weil dann vielleicht REXONA an die Kindheit erinnert.
Anne Kling, Berlin
Die heutige Prüftstandfrage lautet: „Brauchen wir eigentlich noch … FLÄCHENTARIFVERTRÄGE?“ Antworten bitte bis Mittwoch früh an: die taz, Brauchen wir? Kochstr. 18, 10969 Berlin, als Fax an (0 30) 2 59 02-6 54 oder als E-Mail an fragen@taz.de