Der Preis ist kein Argument mehr gegen den Kauf von Ökostrom : Zeit zum Wechseln
Was gab es nicht alles für Ausreden, um nicht von einem regulären Stromanbieter zu einem umweltbewussten zu wechseln. Als der Strommarkt vor knapp neun Jahren liberalisiert wurde, klagten viele Kunden – ganz im Sinne der Großkonzerne: Der Anbieterwechsel sei viel zu kompliziert, der Unterhalt der örtlichen Stromleitung nicht mehr garantiert, oder der neue Anbieter könne pleite gehen. War es da nicht besser, vom etablierten Anbieter vor Ort versorgt zu werden?
Alles Unsinn: Seit einigen Jahren schon reicht ein Brief an den neuen Anbieter, und der kümmert sich sofort um den Wechsel. Für die Netze ist nach wie vor der örtliche Netzbetreiber zuständig, der dafür schließlich Netzentgelte vom Stromlieferanten bekommt. Er hält das Netz in Schuss, egal, wer den Strom liefert. Und vor der Pleite des Anbieters braucht sich auch niemand zu sorgen, weil zum einen die alternativen Versorger längst etabliert sind. Und weil – noch wichtiger – selbst im theoretischen Fall einer Pleite sofort der örtliche Anbieter einspringen würde. Niemand müsste also im Dunkeln sitzen, nur weil er seinen Stromanbieter wechselt.
Kurz: Alle diese bequemen Ausreden ziehen heutzutage nicht mehr. Bleibt als letzte Rechtfertigung für den trägen Stromkunden nur noch der Preis. Doch spätestens seit dem Jahreswechsel taugt auch diese Ausrede in vielen Regionen Deutschlands nicht mehr. Zwar versuchen die etablierten Anbieter noch immer mit eigenen – überteuerten – Ökostromangeboten den Eindruck zu verhärten, sauberer Strom müsse zwangsläufig teurer sein als der „Egalstrom“. Aber es stimmt schlicht und einfach nicht mehr. In Baden-Württemberg zum Beispiel müssten heute fast alle Haushalte zu einem Ökostromer wechseln, wenn sie sich bloß am Preis orientierten.
Denn Ökostrom ist mit der jüngsten Preisrunde zum Jahreswechsel definitiv dort angekommen, wo er hingehört: Er ist voll und ganz konkurrenzfähig geworden. Diese Tatsache überall bekannt zu machen, sollte sich jeder Freund des Ökostroms zum Ziel setzen. BERNWARD JANZING