: Der Preis ist heiß
Die CDU fordert ihren gerade erst verliehenen Bürgerpreis zurück: Der Preisträger, ausgezeichnet für sein Engagement für die Bremen-Norder „Tafel“, ist im Visier der Staatsanwaltschaft
Von Klaus Wolschner
Mit großem Bahnhof hat die CDU am 31. Oktober den „Bremer Bürgerpreis“ für ehrenamtliches Engagement verliehen. Ohne zu ahnen, dass der ausgesuchte Preisträger im Visier staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen steht. Es geht um weitreichende Vorwürfe. Zwei Tage nach der Verleihung schlug die Kripo zu und sicherte Beweismaterial bei einer Hausdurchsuchung. Die CDU reagierte umgehend und forderte den Preisträger zum Verzicht auf. Was der auch tat. Die Preisgeld war noch nicht überwiesen worden.
„Sie wirken im Stillen, bekommen kein Geld für ihre Arbeit – aber ohne sie geht es einfach nicht“, berichtete der „Weser-Kurier“, und zitierte Bernd Neumann, Vorsitzender der Bremer CDU und Staatsminister für Kultur, mit den Worten: „Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren, leisten einen großen Dienst für die Gesellschaft.“ Weil das Ehrenamt so wichtig sei für eine funktionierende Gesellschaft, habe die Bremer CDU den Bürgerpreis ausgelobt. Der Festsaal des Rathauses war brechend voll. Auf der Webseite der CDU Bremen fehlt inzwischen zwar die Meldung von der Preisvergabe, die Fotogalerie der Prominenten ist allerdings noch zu bewundern. Sogar Peter Maffay war für die groß inszenierte Preisverleihung vor 600 geladenen Gästen in der Oberen Rathaushalle gewonnen worden.
Preisträger H. wurde dafür geehrt, dass er 1999 die Nordbremer Lebensmittelhilfe gegründet und lange federführend organisiert hatte. Zweifellos eine gute Sache: Rund 250 Familien nutzen die Lebensmittelhilfe. Für 17 Euro monatlich kann eine Familie Mitglied werden (die Beiträge finanzieren Miete und Spritkosten) und sich regelmäßig Brot und Brötchen, Milchprodukte, Fertiggerichte, Obst und Gemüse abholen. Viele Russlanddeutsche gehören zu den Mitgliedern, auch Rentner mit kleiner Rente. Rund 30 ehrenamtliche Helfer besorgen Woche für Woche die Lebensmittel bei verschiedenen Geschäften.
Der damalige Bausenator Jens Eckhoff (CDU) hatte den Bürgerpreis vor vier Jahren angeregt, seitdem hat es drei Mal eine Preisverleihung unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit gegeben. Da es diesmal mehr Anmeldungen gab als Sitzplätze in der großen Oberen Rathaushalle, bekamen einige Interessenten eine Absage. Die Jury des Bürgerpreises ist parteiunabhängig – darin sitzen anerkannte Persönlichkeiten wie die Kita-Expertin Ilse Wehrmann, Martin Rode vom „Bund für Umwelt und Naturschutz oder die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe. Am vergangenen Freitag war die Jury davon informiert worden, dass die CDU die Preisverleihung rückgängig machen müsse, nähere Angaben, um welche Art staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen es sich handelt, machte die CDU aus Gründen des Datenschutzes nicht.
Besonders brisant ist der Fall auch deswegen, weil der Rocksänger Peter Maffay wegen seiner Kinderprojekte als Laudator ausgesucht worden war. Mit seiner Stiftung finanziert Maffay zum Beispiel die Kinderfarm „Tabaluga“ auf Mallorca, wo Kindern aus schwierigen Verhältnissen und auch traumatisierten Kinder unbeschwerte Ferien und therapeutische Hilfe angeboten werden.