Der Mann, der Hitlers Kopf nahm: "Eigentlich bin ich eine arme Sau"
Frank L. hat in Berlins Filiale von Madame Tussauds eine Hitlerfigur enthauptet - aus politischen Gründen. Der Kreuzberger war mal Polizist. Jetzt ist er arbeitslos und Held seiner Nachbarn.
In seiner Wohnung ist derzeit einiges los. Der Nachbar klopft Frank L. auf die Schulter. "Du bist ein Held", sagen die Leute, die ihn kennen.
Frank L. macht von sich reden, seit er am Samstag in der Berliner Filiale des Wachsfigurenkabinetts von Madame Taussauds eine Hitler-Figur köpfte. "Zwar war die Aktion von einer Kneipenwette ausgegangen, aber "es musste jemand etwas tun, Berlin darf keine Pilgerstadt der Neonazis werden", so der 41- jährige gebürtige Kreuzberger.
Frank L. lebt, seit er denken kann, in Berlin. Er spricht fließend Englisch und hat mit einer Durchschnittsnote von 1,0 seine mittlere Reife gemacht. "Meine Mutter wollte, dass ich etwas Anständiges lerne", sagt er. So machte er eine Ausbildung zum Polizeibeamten.
"Es war 1987, als Ronald Reagan Berlin besuchen wollte", sagt er und lacht. "Ich hatte die Aufgabe, als Beamter gegen die Demonstranten vorzugehen, wollte aber am liebsten mit ihnen ziehen." Frank L. macht aus seiner politischen Richtung kein Geheimnis: links. "Aber nicht extrem", sagt er. "Meine einzige Straftat war Schwarzfahren, und selbst dabei habe ich mich erwischen lassen."
Nachdem er seine Arbeit als Polizeibeamter an den Nagel gehängt hatte, ging er für ein Jahr nach München und machte eine Umschulung zum Einzelhandelsverkäufer. Dann arbeitete er als Verkäufer bei einem Supermarkt am Berliner Wittenbergplatz. "Viel Arbeit für wenig Geld", sagt L. Danach wurde er wieder arbeitslos. Heute lebt Frank L. von Sozialhilfe und macht einen 1-Euro-Job in einem Pflegeheim "Die Arbeit mit Senioren macht mir großen Spaß. Ich spiele mit ihnen Mensch ärgere dich nicht", sagt er und ist überzeugt: Dort wird er gebraucht.
"Eigentlich bin ich eine arme Sau", sagt Frank L. Aber 18,50 Euro Eintritt war es ihm wert, Hitler zu köpfen. Keiner sollte die Figur sehen. Überhaupt empfindet Frank L. "es als eine Schweinerei, Willy Brandt und Hitler" nebeneinander auszustellen. Wegen seiner Schramme, die er sich bei der Auseinandersetzung mit einem Polizisten geholt hat, erstattet Frank L. keine Anzeige. "Vielleicht war es dem ja auch recht, dass ich Hitler geköpft habe. Trotzdem musste er seine Pflicht tun", sagt Frank L.
Er ist einsichtig. Bereut seine Tat nicht, aber würde sie auch "nie wiederholen". Er weiß aber auch, dass es bei ihm kein Geld zu holen gibt, falls die Chefs von Madame Taussauds das nun vorhaben sollten. Er ist zuversichtlich. "Wegen Hitler werde ich nicht eingesperrt", sagt er.
Von der Wette versprach er sich nichts. Nicht einmal einen Kasten Bier. Frank L. lebt mit seiner Freundin zusammen, sie sitzt im Rollstuhl. Er ist auch ihr Held.
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