: Der Mainstream ist neoliberal
betr.: „Wir müssen reden“, von Ulf Poschardt, taz vom 30. 9. 05
Kaum jemand will heute ohne materielle Sicherheit leben. Daher: Wer die sozialen Sicherungssysteme abschafft, fördert, ja betoniert Besitzstandsdenken und Umverteilungsansprüche von Zinsempfängern, deren leistungslose Einkommen den unterstellten „Lebensstil von Verantwortungs- und Leistungseliten“ schwer behindern, und dem man durch den radikalliberalen Vorschlag einer 100-prozentigen Erbschaftssteuer abhelfen kann. Das wäre eine echte „Kulturrevolte“ sowie „Hilfe zur Selbsthilfe“. Dafür plädieren u. a. auch Leute, die prekäre Lebensverhältnisse und existenziellen Druck als notwendig für das Erbringen von Höchstleistungen ansehen. Das „permanent revolutionäre Establishment“ braucht dazu nur ein bisschen mehr Mut zum Risiko als bisher … BERND LIEFKE, Hamburg
Was soll das heißen: „Die Linke irrlichtert gegen die letzte Einsicht ihres Triumphs: Sie sind Mainstream geworden, sie üben Herrschaft aus, dominieren Diskurse und Lehrpläne, haben mächtige Netzwerke und einen massentauglichen Populismus.“ Der Mainstream ist neoliberal, und wer Angela Merkels Politik für progressiv „links“ hält – „Angela Merkel hat aus der Union eine andere Partei gemacht: verglichen mit diesen Umwälzungen erscheinen die vermeintlich linken Parteien verstockt und unbeweglich“ – glaubt, „links“ sei gleichzusetzen mit Veränderung/Reform, auch wenn sich diese gegen die Solidarität in der Gesellschaft richtet. Bei aller Liebe zur Meinungsvielfalt, muss die taz solche dümmlichen Begriffsverdrehungen abdrucken? BERND FEIDEN, Berlin