Der Krieg aus der Ferne am Bildschirm: Gezielte Tötungen mit Drohnen
Die USA setzen im Kampf gegen Terroristen vermehrt auf einen Krieg per Knopfdruck. Zunehmend kommen ferngelenkte Drohnen zum Einsatz.
WASHINGTON taz | Sie sind das Kriegsmittel der Moderne geworden. Nachdem die USA und Israel die ersten Drohnen entwickelt haben, werden sie inzwischen weltweit hergestellt. Drohnenprogramme gibt es in Europa, Indien, Pakistan und im Iran.
Drohnen sind präzise. Der ehemalige Chef des Drohnenprogramms der US-Air-Force, David Deptula, spricht von einer "95-prozentigen Trefferquote".
Sie verhindern eigene Verluste und sie machen ausländische Interventionen in der Form möglich, wie sie momentan unter anderem in Libyen, Jemen und Somalia stattfinden. "No boots on the ground" nennt US-Präsident Barack Obama diese scheinbar saubere Strategie.
Die Drohne ermöglicht es den Todesschützen, den Krieg per Knopfdruck im friedlichen Las Vegas zu führen. Die Zerstörungen, die ihre Drohnen am anderen Ende des Planeten anrichten, sehen sie - wenn überhaupt - auf kleinen Bildschirmen. Das Blut ist weit weg. Die Opfer schrumpfen zu winzigen Punkten.
Wie viele Menschen von Drohnen getötet worden sind, ist nirgends veröffentlicht. Die New American Foundation geht davon aus, dass allein in Pakistan von 2003 bis 2010 zwischen 1.400 und 2.300 Menschen durch Drohneneinsätze gestorben sind.
Auch die meisten anderen Informationen über Drohnen sind geheim. So wurde Mitte September nur zufällig bekannt, dass die USA einen Ring von Start- und Landeplätzen für Drohnen rund um das Horn von Afrika und die Arabische Halbinsel bauen, um von dort aus al-Qaida zu bekämpfen. Einer dieser Flugplätze liegt auf den Seychellen im Indischen Ozean.
Dank Wikileaks ist bekannt, dass die US-Behörden die Regierung der Seychellen zur Geheimhaltung über ihre Basis verpflichtet haben, von der aus Drohnen unter anderem in das 1.300 Kilometer nordwestliche gelegene Somalia fliegen.
Der Einsatz von Drohnen macht es möglich, dass zugleich an immer mehr Orten und gegen immer mehr Ziele gleichzeitig gekämpft werden kann. Gegen den Krieg per Fernbedienung werden in der kommenden Woche weltweit KriegsgegnerInnen auf die Straße gehen: Unter anderem halten sie Mahnwachen vor Drohnenbasen und -werkstätten in den USA, Indien, Großbritannien und Schweden ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“