■ Zur Person: Der Kandidat Rebers
Seit Tagen läßt er sich verleugnen, heute wird er vor die Presse treten. Friedrich Rebers (65), Initiator der Wählerinitiative „Arbeit für Bremen“ und mutmaßlicher Spitzenkandidat. Im Sommer wird er bei der Sparkasse pensioniert, und dann soll wohl kein Vakuum entstehen – Rebers ist ein Arbeitsmann.
„Ich komme morgens um halb neun ins Büro, ich gehe abends um elf“, vertraute er der taz einmal an. Seiner Frau habe er gesagt: „Ich bin für die Sparkasse, du bist für die Familie da.“ Auch seine beiden Kinder hätten das nicht recht eingesehen („der Vater war ja nie da“), denn am Wochenende sitze er zuhause am Schreibtisch: „Und sonntags freue ich mich schon wieder auf den Montag.“ Rebers: „Mein Leben ist die Sparkasse und die Ehrenämter. Vielleicht habe ich deshalb so eine Lust dazu, weil alle Dinge, die ich angepackt habe, letztlich von Erfolg gekrönt waren.“
Eine Ausnahme war da nur die Parteimitgliedschaft: Rebers ist seit 1958 Mitglied der SPD. Als sein Vorstands-Kollege Ulrich Nölle bei der CDU engagiert wurde, wurde Rebers von „seiner“ Partei aufgefordert, sich zu bekennen. „Es ist wirklich erfreulich, wie prächtig sich die alte Hansestadt Bremen in den vergangenen Jahren entwickelt hat“, durfte die SPD kurz vor der Wahl 1991 als Rebers-Zitat verbreiten – und verblüffte damit Freund wie Feind.
Denn jedermann wußte von Rebers, wie schwer er mit der SPD im Konflikt lag. Noch im Dezember 1990 hatte Rebers über seinen Eintritt in die SPD verkündet: „Ob das heute noch einmal passieren würde, weiß ich nicht.“ Damals ärgerte den Sparkassen-Vorstand, daß auf der Schwachhauser Heerstraße, die er täglich auf dem Weg zur Arbeit nutzt, die Überholspur für den Busverkehr weiß abschraffiert wurde. Das betraf übrigens auch, wie Rebers berichtete, seinen Vorstands-Kollegen Dr. Frick. „Man kann doch nicht einfach die Straße vollpinseln. Wer SPD wählt, wählt den Verkehrsinfarkt“, schimpfte Rebers gegenüber der taz.
Böse kann Rebers werden, wenn sich Gruppen, die er im Sinne des kulturellen Auftrages der Sparkasse finanziell unterstützt, gegen „die Wirtschaft“ wenden. Und Rebers kann seinen Ärger hin und wieder auch direkt und schriftlich übermitteln, ohne die Scheu, daß durch die Veröffentlichung solcher Briefe der Eindruck aufkommt, die Sparkasse würde jemanden erpressen. Dem Überseemuseum drohte er am 30.1.1991 mit dem Entzug weiterer Unterstützung, wenn die Ausstellung „Peter der Große“ ihren Kartenverkauf nicht über die defizitäre Sparkassen-Tochter TSC abwickeln würde. Am 27.2.1991 drohte er Umweltgruppen unter dem Sparkassen-Briefkopf, ihnen den Geldhahn abzudrehen, wenn sie weiterhin „die Wirtschaft als Gegnerin einer vernünftigen Verkehrspolitik darstellen“ würden. Das Theater mag Rebers nicht, seit er vor 20 Jahren Frauen „nackend auf der Bühne rumhopsen“ sehen mußte – „ich fands zum Kotzen“.
Wenn Rebers in den Wahlkampf zieht, wird er Rentner sein und nicht mehr gleichzeitig Direktor der Sparkasse. „Der Vorstand wird damit nicht so ein Problem haben wie mit Nölle“, sagt Sparkassen-Sprecher Genzmer erleichtert. K.W.
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