Der Justiz entkommen

Die Ermordung von 59 Partisanen bleibt ungesühnt: Kriegsverbrecher Friedrich Engel in Hamburg gestorben

Der Kriegsverbrecher Friedrich Engel ist tot. Der als „Schlächter von Genua“ in die Geschichte eingegangene frühere SS-Obersturmbannführer starb bereits in der vergangenen Woche im Alter von 97 Jahren und ist nach Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft bereits beigesetzt worden. Wegen 59-fachen Mordes hatte das Landgericht ihn im Jahre 2002 zu sieben Jahren Haft verurteilt: Engel war 1944 für die Erschießung von 59 Partisanen am Turchino Pass verantwortlich. Zwei Jahre später hob der Bundesgerichtshof (BGH) das Urteil wieder auf.

Engel ist nicht nur ein Leben lang nie für seine Tat bestraft worden, er gilt bei der Justiz auch als abschreckendes Beispiel, Kriegsverbrechern noch heute den Prozess zu machen. Nach Kriegsende hatte er es verstanden, vor den Alliierten unterzutauchen. Nahezu unbehelligt lebte er seither in seinem Haus in Lokstedt. Erst 1999 nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder auf, nachdem ein italienisches Militärgericht Engel in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilte. Als Reporter den unauffälligen Rentner aufgespürt hatten, wurde ihm auch hier der Prozess gemacht.

Das Verfahren endete 2002 mit dem erwähnten Schuldspruch, den der BGH 2004 aufhob: Die Hinrichtung der Partisanen sei völkerrechtlich „rechtens“ gewesen, und das Gericht habe nicht intensiv genug die Grausamkeit der Erschießung aufgezeigt, die als Mordmerkmal Voraussetzung ist. Von einer Revisionsverhandlung wurde angesichts des hohen Alters von Engel abgesehen. PETER MÜLLER