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Archiv-Artikel

MORITZ VOLZ, HEIMKEHRER Der Halbbrite

Moritz Volz, 27

■  der frühere Jugendnationalspieler kehrt nach elf Jahren in England in sein Heimatland zurück. Foto: dpa

Niemand hatte ihn auf dem Zettel und so musste Mitte vergangener Woche, als der FC St. Pauli seine Verpflichtung bekannt gab, mancher Sportjournalist erst einmal in den Tiefen seiner Erinnerungen kramen, um den Namen Moritz Volz einzusortieren. Kein Wunder: Der gebürtige Siegener ist in seiner bisherigen Wahlheimat England weitaus bekannter als in seinem Geburtsland, obwohl er unter Jürgen Klinsmann im Jahr 2004 schon einmal in den Kader der deutschen Nationalelf berufen wurde, dann aber nicht zum Einsatz kam.

Seine gesamte Karriere hat der 27-jährige Defensiv-Allrounder in England verbracht. 1999 wechselte er als 16-Jähriger von Schalke 04 zu Arsenal London, kickte später für Wimbledon und den FC Fullham 125 mal in der Premier-League, wo prominente Gegenspieler wie Michael Ballack und Didier Drogba seine Bekanntschaft machen durften.

Doch Kultstatus genießt der Rechtsverteidiger auf der Insel vor allem wegen seines schrägen Humors. Auf einer eigenen Webseite veräppelt „Volzy“ das Deutschland-Bild der Briten, für die Times beschrieb er als Kolumnist die Kuriositäten seines Berufslebens und auch als David Hasselhoff-Parodie lässt er sich gerne mal mit Brusttoupet ablichten. So schrieb der Guardian erstaunt: „Er ist ein Deutscher mit Sinn für Humor. Mehr noch: Er ist ein deutscher Fußballer mit Sinn für Humor“.

Den musste er zuletzt auch haben, denn hartnäckige Verletzungen warfen den Spaßvogel arg zurück. Nach einem kurzem Gastspiel beim Zweitligisten Ipswich Town verbrachte Volz im vergangenen Jahr aufgrund zweier Leisten-Operationen keine einzige Minute auf dem Spielfeld.

Wieder genesen, drängt es den zuletzt arbeitslosen Profi, der sich „als Mix zwischen einem Deutschen und einem Engländer“ beschreibt, zu neuen Ufern: Am Millerntor will er erstmals und für mindestens zwei Spielzeiten die Bundesliga hautnah kennenlernen – als dritte Neuverpflichtung der Hamburger nach Gerald Asamoah (Schalke 04) und Fin Bartels (Hansa Rostock).

St. Paulis Sportchef Helmut Schulte, der Volz noch aus der gemeinsamen Gelsenkirchener Zeit kennt und nach eigenem Bekunden nie aus den Augen verloren hat, ist voll des Lobes über Volz’ „Never-give-up-Mentalität“ die „perfekt ans Millerntor passen würde“. Volz selbst ist den Hamburger Verantwortlichen dankbar, dass sie nach seiner langen Verletzungspause „nicht das Risiko in den Vordergrund stellen, sondern die Chance, die Mannschaft zu verstärken“.

Passt „wie die Faust aufs Auge“ mit dem FC St. Pauli erklärt Volz voll Tatendrang und kann fest damit rechnen, auch bald in Hamburg eine so treue Fangemeinde zu haben, wie er sie in England längst besitzt. Marco Carini