Das Portrait
: Der Geldbeschaffer

■ Robert Rubin

Berlin (taz) – Robert Rubin ist einer der Kometen, die den US-amerikanischen Traum von Aufstieg und Ruhm zum Leuchten bringen. Der Finanzminister der Clinton-Regierung spielt derzeit den Feuerwehrmann, um den offiziellen Bankrott der USA abzuwenden. Bis Ende des Jahres macht er dazu außerplanmäßig 102 Milliarden Dollar für den Haushalt locker – ohne offiziell einen Dollar neuen Kredit aufzunehmen, denn sonst würde die Gesamtverschuldung über die vom Kongreß vorgegebenen 4,9 Billionen Dollar steigen.

Der 57jährige New Yorker bohrte schon immer dicke Bretter. Nach einem Wirtschaftsstudium in Harvard und London schob er noch einen Jura-Abschluß an der renommierten Yale-Universität nach und ging dann im zarten Alter von 26 Jahren ans Geldverdienen. Bald landete er bei den Bankern von Goldman und Sachs. Durch geschickte Finanzgeschäfte in allen möglichen Sparten stieg er nicht nur zu einem von drei Vorsitzenden der Investmentbank auf, er wurde auch reich: Sein Jahreseinkommen 1992 vor dem Eintritt in die Clinton-Regierung als Finanzberater wurde auf 26 Millionen Dollar beziffert.

Politisch stand er schon immer dem Unternehmerlager der Demokraten nahe. Für die letzten drei Präsidentschaftskandidaten, Mondale, Dukakis und Clinton, beschaffte er die Millionen für die Wahlkämpfe. Als er für schlappe 100.000 Dollar im Jahr als Finanzberater, seit Dezember 1994 als Minister für Clinton arbeitete, verwirklichte er sein eigenes Konzept: Schließlich hatte er dafür gesorgt, daß Clinton im Robert Rubin, Finanzminister der USAFoto: Reuter

Gegensatz zu früheren Kandidaten der Demokraten für weniger Staatsausgaben und einen ausgeglichenen Haushalt eintrat, und damit der Wirtschaft viel von ihrer Skepsis gegenüber dem Gouverneuer aus Arkansas genommen.

Die vom Kongreß vorgelegten Sparmaßnahmen von 245 Milliarden Dollar setzen sich aus Steuerkürzungen für die Reichen und aus Schnitten im sozialen Bereich zusammen. Das dürfte Rubin trotz seiner Ablehnung eines hohen Staatsdefizits auf die Palme bringen. Schließlich war er immer ein engagierter Sozialpolitiker. Die Slums in den Innenstädten der USA geißelte er ebenso wie den Niedergang der Ausbildung der Jugendlichen – für ihn eine Verschwendung strategischer Ressourcen, die sich die Wirtschaft nicht leisten könne. Trotz seines privaten Vermögens schätzt Rubin den republikanischen Weg als den falschen ein. rem