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Archiv-Artikel

Der Gegenspieler von Zorro schlägt zurück

Kombinierte Rebel Moves: Sergent Garcia heizten am Ostersonntag im Kesselhaus zur „Salsamuffin“-Party ein. Mit ihrem sprachlichen und stilistischen Mischmasch setzt die französische Band Globalisierungskritik in Musik um

Wer möchte nicht gern Teil einer Jugendbewegung sein? Am Ostersonntag genügte es dafür, sich in die lange Schlange einzureihen, die sich vom Kesselhaus der Kulturbrauerei über den Hof hinweg erstreckte. Längst hat sich ja, im Zeichen der Globalisierungskritik, ein verbindlicher Look durchgesetzt, der aus dem Fundus vergangener Generationen eine neue Ästhetik schöpft. An ihren Combat-Hosen, Kapuzenshirts und Wuschelfrisuren sollt ihr sie erkennen!

Längst auch gehört die französische Band Sergent Garcia zur Avantgarde eines musikalischen Trends, der mit dem Anspruch von Attac und anderen Antiglobalisten korrespondiert, dem homogenisierenden Sog der Globalisierung die Idee einer „Multitude“ entgegenzusetzen: Mit ihrem sprachlich-stilistischen Mischmasch setzen Sergent Garcia diese Philosophie der Vielfalt kongenial in Töne um.

Trotzdem überraschte am proppevollen Kesselhaus, welch ansehnliche Anhängerschaft die Band zu mobilisieren vermag. Schließlich haben die meisten Musikmagazine hierzulande noch nie über Sergent Garcia berichtet, und ihre Stücke laufen auch nicht im Radio, außer beim rührigen RBB-Sender Multikulti natürlich, der vor Ort mit einem Werbebanner präsent war.

Der gute Ruf von Sergent Garcia beruht auf Mundpropaganda, dank ihrer bisherigen Auftritte in Berlin. Das allererste Mal war die vielköpfige Band zur Fête de la Musique 2001 in Berlin, schon damals im Kesselhaus. Zurück an alter Stätte, präsentierte sie nun eine aktuelle Kostprobe ihres erprobten Konzepts: Von wummerndem Bass getragener Raggamuffin, gekreuzt mit verspielten Salsa-Rhytmen, mit Congas und Latin-Bläsern: „Salsamuffin“ hat Bandgründer Bruno Garcia, ein Sohn spanischer Immigranten in Paris, seinen infektuösen Stilmix getauft (und sich selbst nach dem Gegenspieler von Zorro benannt).

Flankiert von drei (!) weiteren Sängern und Rappern, trat er im Kesselhaus auf die Bühne, ganz in Weiß und mit seiner charakteristischen Mütze bekleidet. Bei Sergent Garcia verbinden sich nicht nur die Hüpf-Exzesse des Ska mit den rudernden Gesten des HipHop: kombinierte Rebel Moves. Hinzu kommen die komplexen Schrittwechsel des Salsa, die stets in angriffsartige Ausfallschritte nach vorn münden.

Das ist nicht leicht zu kopieren. Doch mit ihrer synchronen Choreografie hatten die vier Vorturner bald den ganzen Saal dazu gebracht, es ihnen gleichzutun: So ging das Publikum so lange abwechselnd in die Knie und warf die Hände in die Höhe, bis ihm die Luft ausging. DANIEL BAX