ERICH BARKE, PRÄSIDENT DER LEIBNIZ UNIVERSITÄT HANNOVER : Der Gebührenverehrer
■ 65, studierte in Hannover Elektrotechnik. Seit 2005 ist er Präsident der dortigen Leibniz-Universität. Foto: Leibniz-Universität
„Studierende transportieren gern das Bild, sie seien überlastet.“ Mit Äußerungen wie dieser hat sich der Präsident der Leibniz Universität Hannover, Erich Barke, Ärger mit seinen Studierenden eingehandelt. In einem Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung tut der 65-Jährige Kritik an wachsendem Stress angesichts von Bachelor und Master ab: „Einen höheren Freizeitbedarf“ habe die heutige Generation, aber „studieren ist und bleibt anstrengend“.
Damit bringt sich Barke, der jüngst noch vor Ablauf seiner ersten Amtszeit für eine zweite wiedergewählt wurde, in die Diskussion über Studiengebühren in Niedersachsen ein. Und gibt den klaren Anhänger des jetzigen Modells: Eine mögliche Abwanderung von Studierenden an die künftig gebührenfreie Hamburger Universität nehme er für die Einnahmen von jährlich zwölf Millionen Euro aus Studiengebühren in Kauf.
Dabei ist der gebürtige Hannoveraner Barke beim Thema Finanzen bislang stets auf der Höhe des Zeitgeistes gewesen: Als eng gilt sein Draht in die Wirtschaft, mit der er gern kooperiert. Zu den Geldgebern für sein uni-eigenes Stipendienprogramm zählen Unternehmen wie die Deutsche Bank, T-Mobile oder sein ehemaliger Arbeitgeber Siemens. Dort war er bis zu seinem Ruf als Professor für Mikroelektronische Systeme an die Uni Hannover tätig.
Bei der Veranstaltungsreihe „Karriere – Köpfe – Konzerne“ berichten seit diesem Semester „Entscheidungsträger aus der regionalen Wirtschaft“ von ihrem Aufstieg – bislang ausschließlich Männer, etwa der AWD-Gründer Carsten Maschmeyer. Beim Asta sorgt diese Reihe für Unmut: Karriere umschreibe die Lebenswirklichkeit von wenigen Privilegierten, heißt es dort.
Und auch Barkes jüngste Äußerungen zum mangelnden Einsatz der Studierenden haben laut Asta mit der Lebenswirklichkeit der meisten wenig zu tun: Allein das Studium beanspruche im Schnitt 37 Stunden pro Woche. Noch nicht eingerechnet sei da die Zeit, die fürs Jobben draufgehe – um Studiengebühren und Lebensunterhalt zu finanzieren. THA