: Der Erpel quengelt
Beim 6. „Plopp!-Award“ stritt sich die freie Hörspielszene über Watschel-Enten und Kinder mit Werwolf-Faible
Beim Radio ist das Ploppen so schlimm wie das ins Bild ragende Mikro im Fernsehen. Ein Anfängerfehler. Profis umhüllen ihr Mikrofon mit einem Plopp-Schutz und sprechen harte Laute gekonnt zur Seite, um das dumpfe Knallen zu vermeiden. Hermann Bohlen dagegen ploppt mit Absicht. Der preisgekrönte freie Hörspielautor hat ein Faible für das geschmähte Störgeräusch – und für originelle, aber technisch nicht perfekte Wohnzimmerproduktionen.
2000 rief er an der Akademie der Künste den „Plopp!“-Wettbewerb für unabhängige Hörspielmacher ins Leben. Das Prinzip ist einfach: Teilnehmen kann jeder, der mit akustischen Mitteln eine Geschichte erzählt, den Sieger bestimmt das Publikum. Der „Plopp!-Award“ ist seitdem das Klassentreffen der freien Hörspielszene. Audiobastler, Hörspielenthusiasten und Radioredakteure pilgern jährlich nach Berlin, um über Unterhaltsames und Skurriles abzustimmen.
Der diesjährige Wettbewerb fand im überfüllten Hebbel am Ufer statt. Hermann Bohlen führte als spröder Entertainer im Anzug durch den Abend, der letztjährige Gewinner Joachim Rohloff fungierte als alleiniger Juror. Aus 131 Einsendungen hatte er eine Vorauswahl von neun Stücken getroffen – alles „reine Geschmackssache“. Seine Entscheidungen waren tatsächlich nicht für jeden im abgedunkelten Saal nachvollziehbar.
Ratlosigkeit hinterließ ein ganz dem Vokal „E“ verpflichtetes Gedicht namens „Egberts Erpel“ mit eingeblendetem Entenwatscheln. Der umstrittenste Beitrag stammte vom Schülerladen „Zippelzappel“. Das von Kindern gesprochene und produzierte Ferienabenteuer bot Mumien und Werwölfe zuhauf, gelacht wurde allerdings eher über die kruden Soundeffekte. Der Vergleich eines Kinderstücks mit Erwachsenenproduktionen spaltete das Publikum. Einige forderten lauthals die Umbenennung in „Flopp-Awards“, ein Herr wetterte in der Pause über „Kindesmissbrauch“. Das Publikum entschied am Ende weise und belohnte die zahlreich anwesenden Kinder mit dem dritten Platz, Sabine Stiepanis Audiotagebuch einer arbeitslosen Akademikerin mit dem zweiten Platz. „20.000 Nanometer unter der Erde“, die absurde Forschungsreise eines Mannes durch die Wurzeln der familieneigenen Wohnzimmerpflanze, wurde zum würdigen Sieger. Die Preisträger, ein schüchterner Zahnmediziner und sein Toningenieur, werden sich nächstes Jahr als Juroren den Zorn des Publikums zuziehen dürfen. NINA APIN