: Der Entscheider
Duisburgs Stürmer Ailton bleibt im Schatten seines Landsmanns Marcelinho. Der verhilft dem VfL Wolfsburg zum 3:1 über MSV Duisburg
VON ROLAND LEROI
Marcelinho hatte es eilig. „Ich habe kurz geguckt und schnell geschossen“, sagte der Kapitän des VfL Wolfsburg über den Treffer, der sein Team im Bundesligaspiel beim MSV Duisburg auf die Siegerstraße brachte und dem Schützen Lobpreisungen aller Anwesenden bescherte. „Marcelinho ist eben ein exzellenter Fußballer, der Spiele alleine entscheiden kann“, meinte sein Trainer Felix Magath, der nach dem 3:1-Erfolg (1:0) in der MSV-Arena deutlich durchatmete.
Eine Woche nach der 1:3-Saisonauftakt-Niederlage gegen Bielefeld wurde der komplette Fehlstart abgewendet. Dank des Brasilianers Marcelinho, der das 1:0 mit einem sehenswerten 20-Meter-Schuss erzielte (41. Minute) und die weiteren Wolfsburger Treffer durch Alexander Madlung (52.) und Sergiu Radu (72.) vorbereitete. Klemen Lavric (88.) traf für den MSV. „Wir waren nicht clever genug, Marcelinho hat den Unterschied ausgemacht“, sagte MSV-Trainer Rudi Bommer, dem das Geschenk zu seinem 50. Geburtstag am gestrigen Sonntag versagt blieb.
Bereits im Vorfeld wusste Bommer genau, wie es ist, gegen Magath zu verlieren. Die beiden Trainer wuchsen nur wenige Häuserblocks voneinander entfernt in Aschaffenburg auf und trafen sich häufig zum Straßenkick. „Ich kam mit dem Team vom Bäckerweg, Felix spielte für den Röderweg“, erinnert sich Bommer an die gemeinsame Jugendzeit. „Meist hat der Felix gewonnen, er war ja auch vier Jahre älter“, meinte Bommer, der am Samstag erneut mit ansehen musste, wie der Kollege vom Röderweg den Sieg einheimste. Damit hatte nach den Resultaten der Vorwoche nicht jeder gerechnet.
Die Duisburger konnten aber nie an die spektakuläre Vorstellung vom 3:1-Auftaktsieg in Dortmund anknüpfen. Wolfsburg agierte taktisch geschickt, stand kompakt in der Abwehr und erarbeitete sich gegen die zurückhaltenden Hausherren ein leichtes Übergewicht. Weil die Gäste aber offensives Spielverständnis vermissen ließen, fanden die Angriffe lange Zeit keinen Abschluss.
„Uns fehlte zu Beginn das Selbstvertrauen, das wir uns erst nach den Toren holen konnten“, sagte Magath, der bedauerte, dass die Spielberechtigung für den unter der Woche für 1,5 Millionen Euro verpflichteten Brasilianer Josué noch nicht vorlag: „Vielleicht war in Brasilien ja Feiertag und die zuständigen Stellen haben nicht gearbeitet.
Der MSV agierte mit zunehmender Spieldauer zwar torgefährlicher, aber auch ohne Effizienz. Blagoy Georgiew (17.), Christian Tiffert (22.) und Manasseh Ishiaku (24.) verfehlten das Tor, ehe ein Kopfball von Björn Schlicke vom Wolfsburger Ashkan Dejagah auf der Linie geklärt wurde (31.). Viel besser machte es Marcelinho, der einen verunglückten Befreiungsschlag von MSV-Verteidiger Iulian Filipescu annahm und zielgenau zur Pausenführung traf.
Erst nach dem 0:2, das Madlung nach einem Freistoß von Marcelinho köpfte, erhöhte der MSV den Druck, und Bommer brachte erstmals seinen Starstürmer Ailton ins Spiel. Der Torschützenkönig von 2004 mühte sich zwar nach besten Kräften, hatte sein Limit aber schnell erreicht. Ailton, dessen wenige Ballkontakte im spielerischen Durchschnittsniveau der Partie untergingen, bewegte sich deutlich im Schatten seines Landsmanns Marcelinho, der mit einem schnellen Konter auch das 3:0 von Radu auflegte. „Wir waren zu grün, Wolfsburg hat uns gnadenlos ausgekontert“, meinte MSV-Kapitän Ivica Grlic, während Ailton seine geringe Einsatzzeit beklagte. „Wenn ich häufiger spiele, treffe ich auch. Aber das entscheidet der Trainer“, sagte der Stürmer mit angesäuerter Miene.
Magath hofft nun auf noch bessere Zeiten. „Die Mannschaft hat nach dem 1:0 gezeigt, dass noch viel mehr drin ist“, sagte der Wolfsburger Trainer, der im Tschechen Jan Simunek zumindest einen Debütanten hatte. Der erst am Dienstag verpflichtete Abwehrspieler organisierte die Defensive tadellos. „Er steht vor einer großen Zukunft“, meinte Magath über den 20-Jährigen.