Der Countdown läuft: „Der Weihnachtsmann ist ein Gott“
■ Für Weihnachtswünsche bleiben noch 6 Tage Zeit: Der arbeitslose Bernd Hildebrandt (31) wünscht sich Frieden auf Erden, 25.000 Mark und ein Ticket nach Tahiti zum Überwintern
Was ich mir ganz konkret wünsche? Dann wünsche ich mir mal Frieden auf Erden und daß die Menschen nicht so dumm rumrennen, wie sie es jetzt tun. Natürlich will ich keinen Atomkrieg, ist ja klar! Und wenn, dann erst in hundert Jahren, dann merke ich nichts mehr davon. Dann wünsche ich mir noch 25.000 Mark und ein Ticket nach Tahiti bis April. Aber frag mich nicht, was ich mit dem Geld machen würde.
Vielleicht verschleudere ich die 25.000 Mark auch, ich weiß es nicht. Aber haben will ich sie. Die Chancen, daß diese Wünsche in Erfüllung gehen, sind relativ minimal. Bei dem Weihnachtsmann kommt es darauf an, ob er Gott oder Buddha oder ein anderer Gott ist. Der Weihnachtsmann ist eigentlich irgendwo ein Gott, weil man ja dran glaubt. Aber ich glaube nicht an den Weihnachtsmann. Wenn ich manchmal am Kurfürstendamm die Leute mit weißen Bärten rumlaufen sehe, denke ich, das können keine Weihnachtsmänner
sein, sondern eigentlich nur verkleidete Spießer.
Ein realer Wunsch ist, daß ich zum Beispiel am 2. Januar einen Job kriege. Morgen habe ich einen Termin auf dem Arbeitsamt. Ich habe als ungelernter Hauspfleger vier Jahre lang auf einer Sozialstation gearbeitet. Als der Chef Geld unterschlug, wurden die meisten Leute gekantet. Jetzt lebe ich vom Arbeitslosengeld. Aber ein Wunsch nach Arbeit hat nicht viel mit Weihnachten zu tun, den kann man auch im Juni haben.
Ich habe leider nur noch eine Mutter. Am 24. Dezember zur Bescherung habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie enttäuschen und sagen muß, ich kann dir keine Geschenke machen. Ich habe Skrupel, daß meine Mutter dann „Oh, Scheiße“ sagt. Meine Mutter wird mir irgendwas schenken, ich weiß das. Und wenn's ein Pullover oder eine Pudelmütze ist. Aufgezeichnet von:
Barbara Bollwahn de Paez Casanova
wird fortgesetzt
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