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Archiv-Artikel

Der Buhmann

Ein Unternehmer will in Essen einen Müllofen bauen – und stößt auf großen Widerstand der Bevölkerung

Willkommensgesten sehen anders aus. Viele Freunde macht sich Stefan Harmuth mit seinen Plänen zum Bau einer Müllverbrennungsanlage in Essen jedenfalls nicht. Die Anwohner der umliegenden Wohngebiete laufen Sturm gegen den geplanten Bau im sowieso schon mit hoher Luftverschmutzung und Verkehr belasteten Essener Norden. Zwar betont der Besitzer des Familienbetriebs Harmuth Entsorgung immer nur die besten Absichten seiner Pläne, die Bevölkerung sieht das aber offenbar ein bisschen anders. Nun herrscht richtig dicke Luft in Essen.

Eigentlich hatte er sich alles so einfach vorgestellt: Auf rund 132.000 Quadratmetern wollte Harmuth alle Firmenaktivitäten bündeln. Mit dem Bau des Müllofens hätte man alle Geschäftsbereiche unter einem Dach und wäre unabhängig. Das spare Kosten, mache die Transportwege kürzer. Außerdem, so sagt Harmuth, käme die neue Anlage sogar der Umwelt zugute – und das sei ihm ein persönliches Anliegen. Nur Gewinner also.

Seinen Traum vom perfekten Entsorgungsstandort muss der Mittelständler, der 180 Mitarbeiter beschäftigt, vielleicht aber begraben: Seit Wochen bläst ihm starker Gegenwind von aufgebrachten Bürgern und Politik frontal ins Gesicht. Die Bevölkerung befürchtet die Luftverschmutzung und zusätzlichen LKW-Verkehr. In unmittelbarer Nähe befindet sich zudem bereits eine Müllverbrennungsanlage. „Angesichts freier Kapazitäten in der Müllverbrennungsanlage Karnap macht dies aus städtischer Sicht und dem Interesse der Bevölkerung keinen Sinn“, so der Bezirksvertreter der Grünen, Thorsten Drewes.

Das letzte Wort bei der Genehmigung des Müllofens hat die Bezirksregierung in Düsseldorf. Doch selbst wenn Harmuth dort grünes Licht bekommt – sicher ist er sich seiner Sache längst nicht mehr. „Natürlich will ich den Ofen haben“, aber „es schmerzt, nicht willkommen zu sein“, sagt er. Gegen Ende seiner fast 41-jährigen Unternehmerkarriere will er nicht zum Buhmann werden. Diese Befürchtung „könnte der einzige Grund sein“, trotz möglicher Genehmigung letztlich einen Rückzieher zu machen.

Noch kämpft Harmuth jedoch für seine Müllverbrennungsanlage und hat die Hoffnung nicht aufgegeben: Deshalb stellt er sich bei Podiumsdiskussionen und Bürgerversammlungen. Sein Motto: „Die Sorgen entsorgen.“ Bislang aber erfolglos.

Christian Becker