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■ Der Berliner Olympia-Chef kassiert noch einmalNachschlag zum Nachtisch

Anfang letzten Jahres erhielt der Berliner Olympia-Chef Axel Nawrocki nach dem Ende seiner mit jährlich mehreren hunderttausend Mark versüßten Tätigkeit noch einen Nachschlag von 50.000 Mark. Kritikern begegnete Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) damals mit der Versicherung, dies sei nun wirklich die letzte Zahlung – für unabdingbare Arbeiten, um das Unternehmen abzuwickeln.

Kurz zuvor hatte ebenjener Nawrocki freilich meterweise Akten vernichtet, die das Geschäftsgebaren möglicherweise nachhaltig erhellt hätten. Jetzt soll der Aachener Axel Nawrocki, der als Geschäftsführer der Olympia GmbH in der Boomtown Berlin auf eine Goldader traf, noch einmal 45.000 Mark erhalten. Dafür soll das clevere CDU-Mitglied Nawrocki erneut das tun, was für einen Geschäftsführer eigentlich selbstverständlich sein sollte: einen bilanzmäßigen Schlußstrich nach der desaströs gescheiterten Olympia-Bewerbung ziehen.

Mit der Hinterlassenschaft des mit viel Nehmer-, aber wenig anderen Qualitäten ausgerüsteten und trotzdem inzwischen zum Berliner S-Bahn-Chef weitergeförderten Nawrocki darf sich in Kürze ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß befassen – um vor allem den abenteuerlichen Umgang mit öffentlichen Geldern aufzuklären.

Während die Opposition Ausgaben von 200 Millionen Mark aufaddiert, sollen es nach Angaben des Senats „nur“ 86 Millionen Mark gewesen sein, mit denen man 9 von 91 IOC-Mitgliedern für Berlin gewann. Selbst die Prüfer der Senatskanzlei monierten bei dem Geschäftsgebaren mit gezügelter Sprache eine „nicht ausreichende Beachtung der sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung“.

Daß sich Haushaltansätze verdrei- und vervierfachten, Nawrockis Kinder auf öffentliche Kosten flogen, Eintrittskarten für die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona wegen schlampiger Organisation teuer auf dem Schwarzmarkt gekauft werden mußten oder Hotelzimmer in der baskischen Metropole doppelt gebucht, nur teilweise benutzt wurden und schließlich fast 800.000 Mark kosteten, verbuchte Diepgen als Oberhaupt der nahezu konkursreifen Hauptstadt dennoch als gerechtfertigt. Die Kritik der Opposition wies Diepgen als „Neidkomplex“ zurück – wobei er zweifellos gelernt hat vom rotzfrechen Nawrocki. Gerd Nowakowski

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