: Der Behnisch-Entwurf muß realisiert werden
■ Interview mit Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) zum Behnisch-Entwurf für die Akademie der Künste: Bausenator Klemann sollte die Gestaltungssatzung ändern
taz: Der Architekt Günter Behnisch hat mit einer noch gläsernen Version auf die steinernen Vorgaben von Bausenator Jürgen Klemann (CDU) für den Neubau der Akademie der Künste reagiert. Findet dies Ihre Zustimmung?
Peter Strieder: Diese transparente Architektur wird dem Anspruch der Akademie der Künste, am Pariser Platz ein Ort der offenen Debatte zu sein, gerecht.
Bausenator Klemann legt sich nach wie vor quer und hält selbst den früheren Entwurf von Behnisch für unangemessen. Muß der Senat nicht nach der Sommerpause ein Machtwort sprechen?
Diese Debatte ist wirklich unwürdig für Berlin. Die anderen Architekten am Pariser Platz, wie zum Beispiel Frank Gehry, bauen ja auch moderne Architektur. Es wäre aber verhängnisvoll, wenn um den Pariser Platz nur Bauten wie das Hotel Adlon entstehen würden.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Landowsky hat dem Behnisch-Entwurf eine Absage erteilt und von einer „vermessenen, provokanten Geste“ gegenüber dem Brandenburger Tor gesprochen.
Das ist für mich völlig unverständlich. Offenbar hat Herr Landowsky Angst davor, daß Berlin wirklich modern wird. Statt dessen will er mit einer gemütlichen Architektur die Umbrüche in Berlin kaschieren.
Neben dem Bundespräsidenten Roman Herzog hat ja auch kürzlich Bundesbauminister Klaus Töpfer die Arbeit von Behnisch gelobt. Gerät Herr Klemann nicht zunehmend in die Isolation?
Ich hoffe das. Ich habe auch den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) so verstanden, daß er den Neubau der Akademie unter keinen Umständen gefährden will. Daraus leite ich die Konsequenz ab: Entscheidungen zugunsten der Akademie sind jetzt gefordert.
Wann? Herr Klemann möchte erst im Herbst über den Stand der Planungen debattieren lassen.
Das Parlament sollte sich in dieser Frage den Zeitpunkt nicht vom Bausenator diktieren lassen, sondern selbst aktiv eingreifen. Möglichst schnell sollte Herr Klemann eine Änderung der Gestaltungssatzung für den Pariser Platz ins Parlament einbringen, damit der Behnisch-Entwurf endlich realisiert werden kann.
Wird der Streit um den Entwurf von Behnisch zum offenen Konflikt im Senat führen?
Jedenfalls werden daran die unterschiedlichen Auffassungen zu Modernität und Zukunft zwischen SPD und CDU sichtbar. Das zeigt sich nicht zuletzt auch am technologisch-innovativen Willy-Brandt- Haus [SPD-Bundeszentrale in Kreuzberg; die Red.]. Dagegen setzt die CDU auf Stuck und Historismus.
Die Bauten am Pariser Platz sind, wie der Behnisch-Entwurf, nur nach vorn hin repräsentativ. Dahinter aber soll einmal das Holocaust-Mahnmal seinen Platz finden. Wird da nicht ein Symbol in die Schmuddelecke gestellt?
Das Holocaust-Mahnmal muß nicht unbedingt in eine repräsentative Umgebung eingebettet sein, die die Härte des Ortes wiederaufhebt. Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, daß das Denkmal an dieser Stelle in vernünftiger Art und Weise eingeordnet werden kann. Ob der prämierte erste Entwurf dies aber leistet, daran habe ich ernsthafte Zweifel. Interview: Severin Weiland
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