: Der Anti-Schaaf
Am Dienstag hat sich Robin Dutt den Bremer Journalisten präsentiert. Dem Vernehmen nach ist das Vorstellungsgespräch bestens gelaufen. Man sei da auf einen eloquenten, charismatischen Menschen gestoßen, berichteten die Kollegen, auf einen, der Aussagen mit Substanz tätige, bei dem es sich lohne, das Aufnahmegerät wieder mitzunehmen. Anders gesagt: Dutt hatte sich als perfekter Gegenentwurf zu seinem Vorgänger Thomas Schaaf präsentiert, der ja meist übellaunig, wortkarg und floskelaffin gewesen war.
Damals in Freiburg waren Dutts Startbedingungen deutlich schlechter als nun in Bremen. 2007 löste das 42-Jährige Greenhorn von den Stuttgarter Kickers Volker Finke ab, der sich mit seinem Kontrollwahn am Ende seiner 16-jährigen Amtsdauer verschlissen hatte. Dessen erzwungener Abgang löste im gemächlichen Freiburg Tumulte aus. Einige Fans bekennen noch heute trotzig, dass sie seit dem Weggang von Finke kein Spiel des Sportclubs mehr im Stadion verfolgt haben.
Doch selbst diese Klientel gibt nun zu, dass Dutt, der von 2007 bis 2011 an der Dreisam wirkte, den Umbruch ganz gut hinbekommen hat. Dutt war eben nicht der befürchtete Antityp zu Finke, kein Großmaul, sondern jemand, der die kostspielige Talentförderung nach Kräften mittrug und durch ein anspruchsvolles Training die Spieler, die er hatte, weiterbrachte. Der in Köln geborene Halb-Inder, der korrekt „Datt“ ausgesprochen werden müsste, scheint auch insofern eine Ideallösung für Werder zu sein, als es zunächst einmal gilt, die Defensive zu stabilisieren. Dass er kurz vor dem Wochenende Cédrick Makiadi aus Freiburg weglotste, nehmen ihm dort viele übel. Dutt dürfte das egal sein, übertriebene Sentimentalitäten hat ihm noch keiner nachgesagt.
Allerdings gewann Dutt das Herz der Bremer Journalisten auch mit selbstkritischen Worten, und wer Dutt kennt, weiß, dass hinter der Fassade des kühlen Fußballlehrers ein reflektierter, neugieriger Mensch steckt. Dass er in der vergangenen Saison in Leverkusen mit Pauken und Trompeten scheiterte, sei auch sein eigener Fehler gewesen. Er sei „zu stur“ gewesen, ließ er wissen. Auch dass er jetzt nach nicht einmal einem Jahr beim DFB wieder zurück auf die Trainerbank gehe, sei nicht die feine englische Art. Er habe unterschätzt, wie schnell ihm die tägliche Arbeit mit einer Mannschaft fehlen werde. Seit ein paar Tagen hat er dafür wieder viel Zeit, und vielleicht übt er abends auch den korrekten hanseatischen Gruß. Dass ihm der – „Monn, Monn“ – ein wenig missriet, haben die Bremer Journalisten dann doch kritisch angemerkt. CHRISTOPH RUF