: Der Alte gibt auf
■ Simbabwes Oppositionsführer Sithole will nun doch nicht Präsident werden
Johannesburg (taz) – Einer der drei alten Männer, die für das Amt des Präsidenten von Simbabwe kandidieren, hat aufgegeben. Reverend Ndabaningi Sithole (76) erklärte am Dienstag abend, wenige Tage vor den Wahlen am kommenden Wochenende, er ziehe seine Kandidatur wegen einer „staatlichen Verschwörung“ gegen ihn zurück. Der Präsident der Zanu-Ndonga, einer regionalen Abspaltung der Regierungspartei Zanu-PF (Afrikanische Nationalunion von Simbabwe – Patriotische Front), fühlt sich als Opfer seines einstigen Kampfgefährten und heutigen Präsidenten Robert Mugabe. Seit dem vergangenen Jahr wird Sithole von der Regierung vorgeworfen, in ein Attentat von Chimwenje-Guerillas auf den Präsidenten verwickelt gewesen zu sein. Jetzt ist er auf Kaution frei, Ende April soll ihm jedoch der Prozeß gemacht werden.
Bei seinem Rückzug präsentierte Sithole Dokumente, die beweisen sollen, daß er tatsächlich Opfer einer gezielten Rufmordkampagne ist. Demzufolge soll der simbabwische Geheimdienst CIO Geld von der Regierung erhalten haben, um ihn zu diskreditieren und ihm eine Verwicklung in das Attentat anzuhängen. Trotz der fortgeschrittenen Senilität Sitholes, die sich im Wahlkampf in unausgesetzten Verschwörungstheorien selbst gegen seine eigene Frau äußerte, dürfte dieser Vorwurf nicht vollkommen aus der Luft gegriffen sein.
Denn die Feindschaft zwischen den ehemaligen Brüdern im Befreiungskampf gegen die britischen Kolonialherren ist jahrzehnte alt. Sithole war der erste Führer der Befreiungsbewegung und wurde 1975 von Mugabe gestürzt, während er im Gefängnis saß. Nach der Unabhängigkeit 1980 verließ Sithole das Land und behauptete, Mugabe wolle ihn ermorden lassen. Vier Jahre kehrte er aber später wieder zurück. Bei den Parlamentswahlen im April vergangenen Jahres errang seine Partei zwei der insgesamt drei Sitze, die von den insgesamt 150 nicht an die Zanu-PF fielen.
Daß seine jetzige Kandidatur vollkommen aussichtslos war und dem Staatschef lediglich als pluralistisches Feigenblatt dient, wurde Sithole auch von den wenigen Oppositionellen in Simbabwe vorgeworfen. Als Mugabes einziger und ebenfalls aussichtsloser Herausforderer bleibt jetzt der pensionierte Bischof Abel Muzorewa (70) übrig, der für das zerstrittene Bündnis der „Vereinigten Parteien“ antritt. Kordula Doerfler
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