Denkmal deutsche Einheit: Einheit gleich dreifach gewuppt
Gleich drei Entwürfe kürt die Jury zu Siegern im zweiten Wettbewerb für das deutsche Einheitsdenkmal. Wann der endgültige Gewinner feststehen wird, bleibt aber offen.
Nun steht es fest - jedenfalls fast: Nicht mit einer Riesenbanane, wie es ein Beitrag des ersten Wettbewerbs vorsah, sondern mit einer Art Riesenwippe könnte künftig der deutschen Wiedervereinigung gedacht werden. Das sieht jedenfalls einer der drei Entwürfe vor, die die Wettbewerbsjury einstimmig zu gleichberechtigten Siegern des zweiten Wettbewerbs für das Nationaldenkmal kürte.
"Bürger in Bewegung" heißt die Skulptur, die das Stuttgarter Architekturbüro Milla und Partner in Zusammenarbeit mit der Choreographin und Tänzerin Sasha Waltz entwickelte. Die schalenartige Skulptur in Form eines liegenden Segels kann betreten und so tatsächlich in Bewegung versetzt werden. Ein fünf Meter hoher knieender Mann ist der Vorschlag des Künstlers Stephan Balkenhol: Die "bescheidene Geste des Knieens" drücke "Glück über das Erreichte" aus, so die Jury. Als dritter Vorschlag geht ein aus Buchstaben und Worten gebildetes transparentes Dach des Münchener Architekturbüros Meck in die Endausscheidung, dessen Stützen sich aus den Hauptstädten der Länder der vereinigten Bundesrepublik erheben, die auf dem Boden unter dem Dach abgebildet ist.
Mit der Prämierung der drei Entwürfe sei man bei der Schaffung des Denkmals "einen entscheidenden Schritt weiter gekommen", sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) bei der Präsentation der Entwürfe am Sonntag im Martin-Gropius-Bau.
Im November 2007 hatte die Bundesregierung die Errichtung eines Denkmals "der Freiheit und Einheit Deutschlands" beschlossen. Ursprünglich sollte damit nicht nur der deutsch-deutschen Wiedervereinigung gedacht, sondern auch an frühere deutsche Freiheitsbestrebungen erinnert werden. Doch die erste Ausschreibung scheiterte im April vergangenen Jahres ohne Ergebnis. Keiner der eingereichten 532 Vorschläge genügte damals den Erwartungen der Jury - "ein Viertel der Entwürfe" sei "kompletter Schrott" gewesen, "in ihrer Naivität" teils "verheerend" und "beschämend", zitierte die Tageszeitung Die Welt damals Mitglieder der Jury.
Die erste Ausschreibung sei "inhaltlich überfrachtet und zu komplex" gewesen, urteilte Kulturstaatsminister Neumann (CDU) im Juli 2009 beim Beschluss für ein zweites Wettbewerbsverfahren. In der neuen Ausschreibung wurde deshalb auf den umfassenden historischen Blickwinkel verzichtet. Statt dessen stand nun die Erinnerung an die friedliche Revolution 1989 und die Wiedervereinigung im Mittelpunkt.
386 Entwürfe wurden für den zweiten Wettbewerb eingereicht. Bauplatz des geplanten Denkmals ist der Sockel des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals zwischen dem ehemaligen Standort des Stadtschlosses und dem Kupfergraben. Bei allen drei Entwürfen seien Fragen "statischer, technischer und künstlerischer Art" offen, so Staatsminister Naumann - im Falle der Wippe etwa die der Sicherheit. Nach einer entsprechenden Überarbeitung der Entwürfe soll eine endgültige Entscheidung fallen. Alle 33 in die Endausscheidung einbezogenen Entwürfe können bis Ende Oktober im Martin-Gropius-Bau besichtigt werden.
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