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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Den Sonntag heiligen!

Ausweislich seines Fotos in der taz nord handelt es sich beim schleswig-holsteinischen Noch-Minister Ralf Stegner um einen Fliege-Träger, und da dieser Sozialdemokrat ja nun bald auf Jobsuche gehen muss, gebe ich ihm hiermit als vertraulichen Tipp die Aussage des Personalchefs eines größeren Unternehmens der Getränkeindustrie weiter: „Wenn bei mir einer mit Fliege antanzt und sich nicht gerade um einen Job als Grafiker in unserer Werbeabteilung bewirbt, dann kann der gleich wieder gehen. Da muss ich auch nichts weiter wissen.“ Also weg mit dem Plunder …

Mehr als 13 Stunden lang lässt die Direktion des Hotels „Vier Jahreszeiten“ in Hamburg schon mal seine Küchenkräfte fronen, stellte jetzt ein Kommando des Amtes für Arbeitsschutz fest. Die feinen Pinkel, die sich in diesem Hause atzen lassen, sollten sich im ureigensten Interesse ausnahmsweise mal mit dem Gesinde solidarisieren: Wo nämlich Küchenpersonal über Gebühr strapaziert wird, da gehen auch schon mal die Nerven durch und der nächste schleimige Auswurf landet direkt im Bratenfond.

In der Unterführung des Hamelner Bahnhofs lärmt eine Schulklasse auf Reisen in ohrenbetäubender Weise. Der Lärm und das heftige Geschubse aber schwellen sofort ab, als ein japanisches Touristenpaar – vermutlich auf des Rattenfängers Spuren – die Digitalkamera zückt und das ganze als Videoszene aufnimmt. Die Angst vor „My Tube“ scheint irgendwie zu wirken …

Immer noch gibt es in Bremen gutmeinende Szene-Kneipiers, die ihren Gästen Konzernplempe von Beck’s zumuten und dies auch noch mit lokalpatriotischen Erklärungen verteidigen. Wissen sollten diese Gastronomen und ihre Gäste, dass die Inbev-Gruppe derzeit in Hannover Millionen investiert, um bei der Gilde-Brauerei künftig die grünen Flaschen für den Export in die USA zusammenzuplörren. Und wenn die Amis das Zeug schlucken, wird man es später auch den Bremern zumuten, ist dabei auch nur der Bruchteil eines Cents zu sparen. Wir aber sagen „Bier muss Heimat haben!“ und wehren uns gegen diesen geschmacksnivellierenden Internationalismus: Trinket Schaumburger Edelherb aus Schaumburg, Härke-Pils aus Peine, Dithmarscher aus, nun, Dithmarschen oder Wolters aus Braunschweig – solange das noch geht!

Als Öberschter der hiesigen evangelischen Christenheit ruft Bremens Leitender Theologe Renke Brahms nun zum Widerstand gegen die zunehmenden Sonntagsöffnungen in Shoppingcentern und anderen Brutstätten des Bösen, ohne dabei aber konkreter zu werden. Ich aber sage Euch, dass bei der Vertreibung der Händler und Geizgeil-Käufer aus dem gottgeschenkten Tempel der Ruhe am Sonntag auch die Alarmanlage oder das Fiepen der Diebstahlsicherung ein Harfen- und Posaunenspiel sein kann, dessen Klang IHM wohlgefällt!

In der letzten Woche erreichten mich mehrere interessante Schnipsel von LeserInnen dieser Kolumne per E-Mail. Allerdings ist mir der Zugriff seit gestern technisch verwehrt – vermutlich walzte Netzfahnder Schäuble mit dem virtuellen Rollstuhl im Ungestüm des blinden Eifers über die internen Leitungen. Sowie es wieder funzt, gibt dies an dieser Stelle sicher kund ULRICH „Mozilla“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist und Kabarettist, steht – abseits von Gerstengetränken – treu zur Idee des Internationalismus.