: Demos und nochmals Demos
■ Wahre Flut von Veranstaltungen vor und nach dem »Tag der deutschen Einheit«/ Heute Demonstration auf dem Alexanderplatz
Berlin. Einen wahren Demonstrations- und Feiermarathon erlebt Berlin rund um den »Tag der deutschen Einheit«. Den Beginn machen heute der DGB und das Bündnis 90. Um 16.30 Uhr rufen die Gewerkschaften zu einer Veranstaltung auf dem Alexanderplatz auf. Motto: »Für eine Wende zu einer sozialen Politik«. Der DGB erwartet rund 20.000 Teilnehmer aus Berlin und Brandenburg. Für garantiert kämpferische Töne wird neben der Vorsitzenden des DGB-Landesbezirks Berlin- Brandenburg, Christiane Bretz, sicherlich auch der stellvertretende Bundesvorsitzende der IG-Medien, Detlef Hensche, sorgen.
Keinen Grund zum Feiern sieht heute auch das Bündnis 90: Gegen »Arbeitslosigkeit, Sozialabbau und kulturellen Kahlschlag« soll eine halbe Stunde zuvor am Brandenburger Tor protestiert werden. Anschließend geht es zum DGB auf den Alex.
Wer sich nach härteren Tönen sehnt, ist am heutigen Tag auf dem »Einheiz-Festival« in der großen Freilichtbühne Wuhlheide (Oberschöneweide) richtig aufgehoben. Dort veranstalten das »Kreuzberger Bündnis Opposition von Unten« (KOB) mit anderen Antifa- und autonomen Gruppen ein ausgiebiges Rockkonzert — als Vorbereitung zur morgigen Fahrt nach Schwerin, wo die Autonomen versprochen haben, sich auf der zentralen Feier mit Bundeskanzler Helmut Kohl »einfach mal umzusehen«. Zur richtigen Einstimmung auf diesen Tag strapazieren heute »Slime«, »Toxoplasma« und andere Gruppen das Trommelfell. Einlaß: 15 Uhr.
Wen es hingegen zu Uniformen zieht, muß noch bis zum Samstag warten. Ab 11 Uhr spielen am Neptunbrunnen in Ost-Berlin vier Militärkapellen auf. Ein paar Schritte weiter feiert am Abend dann der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) mit rund 2.000 Berlinern im Ausstellungszentrum unter dem Fernsehturm. Störer haben keine Chance: Die Eintrittskarten sind schon seit langem vergeben. Schließlich will sich Diepgen am »Tag der deutschen Einheit« den »Optimismus und die Zuversicht der Berliner bei der Bewältigung der großen Zukunftsaufgaben« nicht nehmen lassen. Kulinarischer Höhepunkt des Spektakels: eine 2.60 Meter große Torte, die der Regierende höchstpersönlich anschneiden wird.
Das »Bündnis gegen Rassismus und Militarismus« trifft sich hingegen um 13 Uhr auf dem Oranienplatz in Kreuzberg. Anschließend geht es am Springerhochhaus vorbei zum Rosa-Luxemburg-Platz. Zum »Kennenlernen« wollen sich am Nachmittag um 15 Uhr Vereine, Bürgerinitiativen und Selbsthilfegruppen aus Kreuzberg und Prenzlauer Berg in der Kulturbrauerei an der Schönhauser Allee 36/39 treffen.
Am 4. Oktober demonstriert schließlich vor dem ehemaligen KZ in Sachsenhausen (Oranienburg) ein parteiübergreifendes Bündnis aus SPD, CDU, DGB, den beiden Kirchen und der Jüdischen Gemeinde gegen »Ausländerhaß und Antisemitismus«. Beginn: 14.30 Uhr. Aus dem gleichen Anlaß geben die Philharmoniker ab 17.30 Uhr ein Konzert in der Freien Volksbühne in Berlin. Schirmherrin: Parlamentspräsidentin Hanna-Renate Laurien (CDU). sev
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