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■ Demonstration in Ost-Timor für FriedensnobelpreisträgerSuharto steht mit leeren Händen da

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Bischof Belo und José Ramos-Horta war ein Schlag ins Gesicht der indonesischen Regierung. Sie versucht der Welt seit Jahren weiszumachen, die Osttimoresen hätten sich für die Integration entschieden. Umgehend versuchte sie Ramos-Horta als politischen Abenteurer zu diffamieren. Der Versuch, nun auch Bischof Belo zu diskreditieren, führte zur größten Demonstration in Ost-Timor seit der völkerrechtswidrigen Besetzung durch Indonesien vor 21 Jahren. Äußerungen, die Bischof Belo gegenüber dem Spiegel machte, wurden dazu benutzt, eine Anti-Belo-Kampagne zu entfachen, ein Feuer, das sich nun für die indonesische Regierung zu einem nicht mehr zu kontrollierenden Flächenbrand ausweitet. Wie gehabt benutzt die Regierung ihr nahestehende jugendliche Banden, die in Jakarta gegen Bischof Belo demonstrierten und gar seine Ausweisung verlangten. Parlamentsabgeordnete forderten, Belo solle sich vor einem Untersuchungsausschuß verantworten.

Was hat der Bischof getan? Er hat gewagt auszusprechen, was seit 21 Jahren Alltag in Ost-Timor ist: Es herrscht ein Klima der Unterdrückung. Menschen verschwinden, werden gefoltert und getötet, weil sie sich für eine menschenwürdige Zukunft einsetzen. Dem indonesischen Repressionsapparat zum Trotz sind am Samstag Zigtausende Ost-Timoresen in Dili auf die Straße gegangen und haben sich hinter Belo gestellt. Dies kommt einer Volkserhebung gleich und straft die indonesische Propaganda der erfolgreichen Integration der Lüge. Die Versuche der Schadensbegrenzung werden für die indonesische Regierung zum Bummerang. Suharto steht bei der Lösung des Ost- Timor-Konfliktes mit leeren Händen da.

Mit der Vergabe des Friedensnobelpreises an die Vertreter Ost-Timors verbindet das Osloer Komitee die Hoffnung auf eine friedliche und gerechte Lösung des Konfliktes. Auch in Indonesien wächst die Unzufriedenheit mit der Militärregierung. Die jüngsten Unruhen in Jakarta vom 27. Juli haben gezeigt, daß Suharto und seinen Generälen zur Verteidigung ihrer Macht keine anderen Mittel zur Verfügung stehen als nackte Gewalt. Sollte die indonesische Regierung weiter an ihrem harten Kurs festhalten, so könnte das hier entfachte Feuer sich leicht zu einem Flächenbrand ausweiten, der ganz Indonesien erfaßt. Monika Schlicher

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