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Archiv-Artikel

Dementen-WGs

Demenzerkrankungen werden trotz ihres häufigen Auftretens in nur 25 Prozent aller Fälle frühzeitig erkannt. So berichtet Jochen Gust auf der Homepage des Alzheimerforums (www.alzheimerforum.de), dass zwar 50 Prozent aller Erkrankungen im Anfangsstadium von Angehörigen bemerkt werden. Die aufgesuchte ärztliche Betreuung leitete aber nur in der Hälfte dieser Fälle ein Diagnoseverfahren ein – oftmals mit der Begründung, Vergesslichkeit gehöre zum Alter. Diese Reaktion verkennt, dass Demenzerkrankte der Hilfe bedürfen – ebenso wie ihre Angehörigen. Denn Demenzerkrankungen wie Alzheimer, die sich in einen chronischen geistigen Verfall äußern und Verhaltensänderungen mit sich bringen können, haben schwerwiegende Einschränkungen zur Folge. Alltagsaktivitäten können nicht mehr bewältigt werden, die Selbstständigkeit der Erkrankten wird eingeschränkt. Um dieser Situation Rechnung zu tragen, gründete der Verein alter Menschen (www.freunde-alter-menschen.de) 1995 die erste Alzheimerwohngemeinschaft in Berlin. Anders als in Pflegeheimen wird der Wohnraum von den Erkrankten oder ihren Angehörigen selbst angemietet und der Pflegedienst eingestellt. Während es in Berlin fast 100 solcher Wohngemeinschaften gibt, haben laut des Vereins Freunde alter Menschen „Initiativen in anderen Bundesländern massive Probleme mit Heimaufsichtsbehörden, Krankenkassen und Sozialhilfeträgern“. Sowohl die Unterkunft als auch die Koordination von Erkrankten, Angehörigen und Pflegediensten muss umsonst geleistet werden, es bedarf daher eines großen Engagements aller Beteiligten. Ist die Dementenwohngemeinschaft erst einmal ins Leben gerufen, gibt es dafür viele Vorteile, insbesondere die Ausrichtung von Unterkunft und Pflege auf die besonderen Bedürfnisse der BewohnerInnen. Das „Burn-out“-Symptom der Betreuenden tritt deutlich seltener auf als bei ambulanter Pflege. Schätzungen von qualimedic zufolge (www.hausarzt.qualimedic.de) gibt es allein 800.000 Alzheimererkrankte in Deutschland. Die Dunkelziffer könnte um ein Vielfaches höher sein. Doro Wiese