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Archiv-Artikel

Deftig gegen Bush

Staatssekretär Walter Kolbow soll US-Präsident George W. Bush als Diktator bezeichnet haben – oder auch nicht

Von PHI

BERLIN taz/afp ■ Presseberichte über US-kritische Äußerungen von Verteidigungsstaatssekretär Walter Kolbow (SPD) haben gestern für Verwirrung gesorgt. Nach einem Bericht der fränkischen Kitzinger Zeitung habe Kolbow in seiner Aschermittwochsrede in Mainbernheim US-Präsident George W. Bush mit einem Diktator verglichen. „Das ist kein Partner, sondern ein Diktator“, wird Kolbow in der Freitagsausgabe der Zeitung zitiert. Am gleichen Tag berichtete die Main-Post aus Würzburg ebenfalls über die Kolbow-Rede. In dem Artikel fällt die USA-Kritik nicht ganz so drastisch aus. „Die Amerikaner zeigen sich immer mehr als Diktator der einseitigen Entscheidungen“, soll Kolbow gesagt haben. Der Verfasser des Artikels, Torsten Schleicher, war sich gestern sicher, sich nicht verhört zu haben: „So war das aus meiner Sicht schon, mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Aus der Kitzinger Zeitung hieß es daraufhin, man könne nicht alles buchstabengetreu mitschreiben. Kolbow hätte Bush nicht als Diktator im Sinne eines Saddam Hussein bezeichnet, sondern als einen Politiker, der dem Rest der Welt seine Meinung aufdiktiert. Es würde sich hierbei um ein sinngemäßes Zitat handeln, hieß es.

Die Zeitungsberichte hatten zuvor heftige Reaktionen der Opposition ausgelöst. So sagte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer: „Ein Politiker, der den amerikanischen Präsidenten als Diktator bezeichnet, ist als Staatssekretär nicht mehr tragbar.“ Der parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Jörg van Essen, forderte eine „sofortige Klarstellung“. PHI