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DebatteVom Sinn des Zufalls

Kommentar von Werner Arber

Die Schöpfung entwickelt sich ohne göttlichen Plan? Kreationisten erfüllt das Fundament der Evolutionstheorie mit Abscheu. Dabei lassen sich Glaube und Wissenschaft versöhnen.

E s ist seltsam: Charles Darwin war aktives Mitglied seiner Gemeinde. Soviel wir wissen, schien er nicht zu glauben, dass seine Evolutionstheorie den Glauben an Gott behindert. Inzwischen jedoch legen die Kreationisten die Bibel wortwörtlich aus und leugnen die Möglichkeit, dass sich die Schöpfung weiterentwickeln könnte. Sie soll "ewig" sein. Gleichzeitig ist auch die Evolutionstheorie vorangeschritten. Auf den Darwinismus folgte der Neo-Darwinismus, der dann von der Molekularbiologie abgelöst wurde. Sie erforscht die Differenzierung der Lebewesen anhand von Viren und Bakterien, was Kreationisten besonders verabscheuen. Der Graben zwischen Bibeltreuen und empirisch Interessierten scheint kaum überwindbar. Doch gibt es Möglichkeiten, die Weltsicht von Gläubigen und Molekularbiologen miteinander zu versöhnen

Dazu ist allerdings ein kleiner Exkurs in die Geschichte der Evolutionstheorie nötig. Der Darwinismus hat die Evolution noch als eine Abstammungslehre auf der Basis des Phänotyps beschrieben, also der äußerlichen Merkmale eines Individuums. Der Neo-Darwinismus hat diese veränderten Phänotypen dann durch die klassische Genetik gedeutet. Aber erst die Molekularbiologie hat ermittelt, wie Phänotyp und Genom, das Erbgut, genau zusammenhängen. Dabei zeigte sich, dass alle neu auftretenden und vererbbaren Phänotypen auf eine Veränderung in der Nukleotidsequenz, den Grundbausteinen des Genoms, zurückgehen. Allerdings gilt nicht das Umgekehrte: Nicht aus jeder spontanen Veränderung in der Nukleotidsequenz folgt auch ein veränderter Phänotyp.

Um diese molekularen Mechanismen direkt zu studieren, sind einzellige Lebewesen gut geeignet. Unter guten Wachstumsbedingungen dauert bei E.coli-Bakterien, die im menschlichen und tierischen Darm vorkommen, eine Generationszeit etwa 30 Minuten, was 50 Generationen pro Tag entspricht.

Dabei zeigt sich, dass die meisten Neumutationen die betroffenen Lebewesen benachteiligen. Der Extremfall des Todes ist sogar relativ häufig. Nur in Ausnahmefällen, das ist wichtig, treiben die Neumutationen die biologische Evolution an. Daraus ergeben sich zwei Folgerungen:

1. Es gibt keine guten Belege, dass genetische Variationen prinzipiell evolutionär zielgerichtet wären.

2. Da Mutationen meist nachteilig sind, sollten im Idealfall weniger als eine Mutation pro Genom und pro Vermehrungszyklus stattfinden. Sonst wäre das Überleben der Art gefährdet.

Durch die molekulargenetischen Studien mit Mikroorganismen, aber auch durch die Bio-Informatik, ist in letzter Zeit deutlich geworden, dass sich die Mutationen in drei verschiedene Klassen der genetischen Variation einteilen lassen:

1. Einzelne Nukleotiden werden ersetzt, entfernt, hinzugefügt oder durchmischt. Die Häufigkeit dieses Prozesses der Erbgutveränderungen (Mutagenese) ist relativ hoch, jedoch hat die Natur schon seit langem Reparaturmechanismen entwickelt.

2. Kürzere oder längere DNA-Segmente werden innerhalb des Genoms verpflanzt, entfernt, verdoppelt oder umgedreht.

3. Die Erbinformation wandert horizontal von einem Lebewesen zum nächsten. Dies kann etwa durch "Genfähren", zum Beispiel Viren, geschehen. Diese Gentransfers sind bei Mikroorganismen weit verbreitet, aber inzwischen mehren sich gut fundierte Hinweise, dass dieser horizontale Gentransfer auch bei höheren Lebewesen stattfindet.

Diese genetischen Variationen entstehen auch durch die Umwelt, etwa durch chemische Einflüsse. Jedenfalls kümmert sich die natürliche Wirklichkeit aktiv darum, dass genetische Varianten bereitgestellt werden und ein langfristiger Prozess der biologischen Evolution ermöglicht wird.

Zudem scheint es in allen Lebewesen sogenannte Evolutionsgene zu geben. Sie prägen nicht den Phänotyp der einzelnen Individuen einer Population, sondern sorgen aktiv dafür, dass es in einer Art immer wieder zu genetischen Variationen in einer biologisch sinnvollen Dosierung kommt. Durch diese Evolutionsgene wird die Anpassungsfähigkeit einer Population erhöht, ohne dass ihre Überlebensfähigkeit gefährdet würde.

Was bedeutet dies nun für das Gespräch mit Gläubigen? Zunächst einmal ist zu beachten, dass experimentelle Ergebnisse und wissenschaftliche Beobachtungen in vielen Fällen einer Interpretation bedürfen. Im Prinzip sollten sich zunächst die Fachspezialisten darüber einig werden, ob eine und welche Interpretation dem schon verfügbaren Basiswissen hinzugefügt werden kann. Erst dann beginnt die interdisziplinäre Aufgabe, die neuen Kenntnisse dem jedem Mitglied der Zivilgesellschaft eigenen Orientierungswissen beizufügen. Bei der Theorie der molekularen Evolution ist der innerwissenschaftliche Prozess der Evaluierung gerade erst angelaufen. Trotzdem möchte ich zumindest versuchen anzudeuten, wie ein mögliches Einvernehmen statt eine konzeptuelle Konfrontation zwischen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen, traditionellen Weisheiten und Glaubensbezeugungen erreicht werden könnte.

Ähnlich wie bei der Interpretation wissenschaftlicher Daten besteht auch bei der Interpretation von alten, überlieferten Schriftstücken ein gewisser Freiraum, eine gewisse Unsicherheit. In beiden Fällen ist manchmal die Wahrheit nur schwer absehbar.

Die Genesis basiert auf einer Reihe von mündlichen Überlieferungen, und sie fand ihre erste schriftliche Fassung vor beinahe 3.000 Jahren. Ich zähle diesen Text zu der die Menschheitsgeschichte prägenden traditionellen Weisheit. In den Büchern Mose wird die Schöpfung als schrittweiser Prozess dargestellt, der einer gewissen Logik folgt. So wurden die Lebewesen erst geschaffen, nachdem geeignete Lebensbedingungen vorhanden waren. Die Tiere folgen also den Pflanzen, die ihnen als Nahrung dienen. Der Mensch wird zuletzt erschaffen, und als gottähnlichem Lebewesen wird ihm die ganze Schöpfung anvertraut. Er soll sie mit Verantwortung und Liebe nutzen - in der heutigen Terminologie nennen wir das nachhaltig.

Die Genesis widmet auch der Genealogie viel Platz. Die Nachkommen von Adam und Eva sind in keiner Weise identische Klone. Vielmehr besitzen sie ihre ganz eigenen positiven und negativen Eigenschaften. Heute würde man dies der genetischen Variation und der biologischen Evolution zuschreiben. Der natürliche Prozess der genetischen Labilität ist somit bereits in der traditionellen Weisheit der Genesis verankert.

Zudem zeigt die Existenz von Evolutionsgenen, dass die biologische Evolution nicht - wie oft beschrieben - nur auf Fehler und Unfälle im Erbgut zurückgeht, sondern einem eigenständigen, aktiven Naturprozess zugeschrieben werden darf. Dies ist der Weg zur lebendigen Vielfalt, die der Vatikan für ein Gottesgeschenk hält.

Allerdings treiben, wie schon dargelegt, nur wenige Mutationen die biologische Evolution voran. Die meisten Veränderungen des Genoms benachteiligen das betroffene Lebewesen oder enden gar tödlich. Auch grausame Erbkrankheiten gehören dazu.

In den christlichen Konfessionen wird daher häufig die Theodizeefrage gestellt, die nach Gründen sucht, warum Gott den Menschen und auch anderen Lebewesen hin und wieder ein Unheil zumutet. Eine Antwort wäre, dass es im Wesen des Evolutionsprozesses liegt, dass er für einzelne Lebewesen ungut endet. Und Gott ist nicht nur das Leben als solches wichtig, sondern für ihn ist die Entstehung der Lebewesen ein Prozess. Das zeigt die biblische Schöpfungsgeschichte, die sich so ausdrücklich in verschiedenen Schritten vollzieht.

Für Kreationisten ist der Gedanke unerträglich, dass der Evolutionsprozess nicht gerichtet ist, nicht deterministisch verläuft. Für sie verträgt es sich nicht mit einem allmächtigen Gott, dass er den Zufall zulässt. Doch könnte man ihnen antworten, dass es eine Zumutung für Gott wäre, sich für alle Lebewesen in jedem Moment ihres Daseins die denkbaren Entwicklungsmöglichkeiten zu vergegenwärtigen und zu planen. Es gehört jedoch zur Konzeption eines guten Gottes, dass er seinen Geschöpfen gestattet, sich zu entfalten oder - wie der Molekularbiologe sagen würde - möglichst viele Lebensräume zu bevölkern. Diese Funktion übernimmt die biologische Evolution.

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6 Kommentare

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  • I
    igenea

    Mit grossem Interesse habe ich diesen Artikel gelesen. Die Ahnenforschung hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die aufwendige Dokumentenrecherche ist durch das Internet und durch die neusten Entwicklungen in der DNA-Forschung merklich vereinfacht worden. Die eigenen Wurzeln zu erforschen ist ein Grundbedürfnis jedes Mensches und schon die Bibel versuchte diesen Durst zu löschen. Die Wissenschaft macht immer grössere Fortschritte, welche alle Rätsel zu lösen versuchen. Diese Erkenntnisse müssen aber nicht immer ein Widerspruch zum Glauben sein.

     

    Die neuesten Schritte in der Genetik ermöglichen jedem Menschen, seinen Stammbaum bis ins 11. Jahrhundert zurück zu verfolgen, also noch 500 Jahre weiter als die Entstehung von Zivilregister. Die aktuelle Forschung hat ergeben, dass alle Menschen urprünglich miteinander verwandt sind und wahrscheinlich aus Afrika stammen. Die übereinstimmenden DNA-Profilen eines Europäers mit einem Ureinwohner Amerikas bestätigen wiederum der Glaube, dass alle Menschen Brüder sind.

     

     

    DNA-Genealogie

     

    DNA-Genealogie eröffnet völlig neue Perspektiven. Im Gegensatz zu Dokumenten sind genetische Informationen fehlerfrei und ermöglichen eine Erforschung Ihrer Vorfahren bis in die letzten 40 Generationen. Indem Sie gewisse Teile Ihrer DNA untersuchen und Ihre Ergebnisse mit den Ergebnissen anderer Personen vergleichen, erfahren Sie, ob Sie mit anderen Personen gemeinsame Vorfahren teilen und wo Ihr geographischer Ursprung ist.

     

    Durch DNA-Tests wurden bereits Nachfahren von Thomas Jefferson, von Napoleon, von den Romanows oder von den Bourbonnen entdeckt. Die Analyse der mitochondriale DNA, für die Erforschung der mütterlichen Seite, oder die Untersuchung des Y-Chromosoms für die Entdeckung der väterlichen Wurzeln, ermöglichen eine Recherche in der Familiengeschichte, die bis ins 11. Jahrhundert hinein reicht.

     

     

    Die grösste Datenbank der Welt

     

    Unser Unternehmen iGENEA ist die europäische Filiale von FamilyTreeDNA, weltweit führend im Bereich DNA-Genealogie. 90 % aller DNA-Genealogie-Tests werden von FamilyTreeDNA und iGENEA durchgeführt. Dank der grössten Datenbank der Welt kann jeder Mensch ohne Vergleichsproben seiner Vorfahren, seine geographische Herkunft auf das Land genau entdecken und Verwandte auf der ganzen Welt finden.

     

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    Mehr Informationen finden Sie unter: www.igenea.de

  • D
    Dexter

    Ich finde es sehr interessant, dass auch mal ein Nobelpreisträger die wirklich offensichtlichen wissenschaftlich korrekten Aussagen der Bibel schätzt und entsprechend "honoriert". Sehr schön, die Furcht Gottes ist der Weisheit Anfang - wie es in der Bibel heißt.

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Den nachfolgend zitierten Kommentar/Text habe ich zum Beitrag v. 6.7. ' "Haltlose Thesen" im Bio-Unterricht' von Herrn Klingelschmidt am 6.7. gepostet. Er geht auf einen wichtigen Mangel der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der Realität 'Evolutionsprozess' ein. Jochen Bach hat gestern diesen Mangel an dieser Stelle angedeutet - siehe sein kluger, innovativer Kommentar v. 7.7. um 14.08 Uhr.

     

    Der Mangel ist übrigens mit einer einfachen, vielleicht der einfachsten Erkenntnis/Modellfigur der Physik zu beheben. Goethe sagte einmal, dass das Allgegenwärtige sich unserer Wahrnehmung und Erkenntnis ganz zum Schluß mitteilen wird. Sollten wir mit der Behebung dieses Mangels jetzt dran sein, weil uns die globalen Probleme dazu zwingen? Welches Seinselement dieses Allgegenwärtige wäre, will ich an dieser Stelle nicht benenen und für die Neugierigen offen lassen. Jedenfalls könnte es mir mit meiner 'Steuerungssystemtheorie des Evolutionsprozesses' gelungen sein, diesen Mangel zu beheben. Das hätte weitreichende, machtpolitische Folgen, weil nur eine umfassende Evolutionsprozess-Theorie uns aus dem kollektiven Zwang befreit, Konflikte immer wieder durch Konfliktkämpfe austragen zu müssen statt rechtzeitig die konfliktauflösende Macht der 'evolutionären Kreativität' für eine friedliche Evolution nutzen zu können, die übrigens Goethe die Genialität-in-den-Dingen nannte.

     

    Hier der Text von gestern:

     

    "Die Beschäftigung mit der Evolutionstheorie gehört mehr in den Bereich Philosophie und der Physik als in den Bereich der Biologie, weil in Philosophie und Physik die Erkenntnisversuche und der Erkenntnisstand dargestellt werden, die die Ordnung des Ganzen betreffen. Die Biologie ist ein Wissensgebiet, das für die Wissenvermittlung über die im Evolutionsprozess wirksamen Gesetze mehr schadet als nützt, weil es den Blick auf's Ganze und dessen Entwicklungsgesetze blockiert und damit zerstört.

     

    Noch gibt es keine wissenschaftlich anerkannten Evolutionsmodelle, in denen dargestellt ist, nach welchen (physikalischen) Gesetzen, Regeln, Prinzipien die Elemente des Seins (=welche?) sich im Evolutionsprozess organisieren, z.B. nach welchen Gesetzen die wechselwirkenden Seinselemente 'selektiert' werden. Ist es wirklich immer der Stärkere oder sind es die Kreativeren, die sich durchsetzen? Was bedeutet 'evolutionäre Kreativität' und nach welchen Gesetzen greifen Energie und Kreativität ins Selektionspiel ein? Das wären die Fragen, die in der Schule im Fach Physik z.B. behandelt werden könnten, aber nicht gestellt werden, weil niemand sie in einem naturwissenschaftlichen Evolutionsmodell bisher dargestellt hat.

     

    Solange auch jene Elemente der Wirklichkeit, die die monotheistischen Religionen mit GOTT und GEIST bezeichnen, und in einem Trinitätsmodell darstellen, in keinem physikalischen Evolutionsprozess-Modell auftauchen, solange sind die christlichen Modellansätze zur Veranschaulichung des Seins, den wissenschaftlichen Erkenntnisversuchen des Seins noch konkurrenzlos überlegen. Dort kommen diese Seins-Elemente vor. Nur in einem christlich-theologischen Zusammenhang können sie heute in der Schule diskutiert werden.

     

    In diese Lücke stößt die Anregung von Frau Wolff, naturwissenschaftliche und theologische Evolutionsprozessmodelle in Konkurrenz zu behandeln. Dies stellt eine geistige Herausforderung an die Physiker und an alle Philosophen und Nicht-Theologen dar. Dieser Herausforderung sollten sie sich stellen, statt auf die märchenhaften Bibelgeschichten kritisch zu verweisen.

     

    Zu einem solchen evolutionstheoretischen Dialog hat übrigens der jetzige Papst Benedikt XVI. wiederholt aufgefordert. Nach meinem Erkenntnisstand, der sich u.a. auf eine 'Steuerungssystemtheorie des Evolutiosnprozesses' stützt, ist der Theologe Prof. Joseph Ratzinger ein christlicher Evolutionsprozess-Physiker, der den obigen Mangel der nicht-theologischen Evolutionstheoretiker mit evolutionsphysikalischen Modellelementen aufgehoben hat."

     

    Rüdiger Kalupner

    Entwickler evolutionärer Steuerungssysteme und Realisierer der zukünftigen Weltordnung des Schöpferischen auf chaosphysikalischer Grundlage, auf der auch Angela Merkel ihre machtpolitischen Karriere/Erfolge via 'Paukenschlag' realisiert ...

     

    Bundesvorsitzer der

    1. evolutionistischen Partei der Welt

    DIE KREATIVEN

  • EW
    Eberhard Wetzig

    Vergeblicher Versuch

     

    Der Autor versucht Vernunft und Glauben damit zu ?versöhnen?, indem er ?Gott? unterstellt, dieser sei nicht vollkommen oder überlastet ? was aufs gleiche hinausläuft - und brauche folglich die vielen Fehlschläge der Mutationen, um dann irgend wann einmal ein funktionsfähiges Modell einer Weiterentwicklung zu haben. Mithin hat ?Gott? nicht den Menschen geschaffen, sondern eine Ursuppe. Und aus dieser Ursuppe ? potzblitz ? sind dann für ?Gott? ganz überraschend, richtige Menschen entstanden. Damit dürfte er bei Kreationisten und anderen Kretins religiöser Provenienz tatsächlich Öl ins Feuer gießen, statt sie von ihrem Glaubenskrieg abzuhalten. Da war Ludwig Feuerbach vor mehr als hundert Jahren schon weiter, als er meinte: ?Etwas in Gott setzen oder aus Gott ableiten, das heißt nichts weiter als etwas der prüfenden Vernunft entziehen, als unbezweifelbar, unverletzlich, heilig hinstellen, ohne Rechenschaft darüber abzulegen...? Dank des Herrn Arber wissen wir nun auch, dass es offenbar auch ?zur Konzeption eines guten Gottes? gehört ?seinen Geschöpfen? zu gestatten, ?sich zu entfalten? , und sei es um den Preis von Auschwitz. Mahlzeit!

    Nachtrag:

    ?Schafft das Unvollkommene weg, dann allein könnt ihr Gott demonstrieren... Man kann das Böse leugnen, aber nicht den Schmerz... Warum leide ich? Das ist der Fels des Atheismus. Das leiseste Zucken des Schmerzes, und rege es sich in einem Atom , macht einen Riss in der Schöpfung von oben bis unten?( G. Büchner)

  • JB
    jochen bach

    Ein netter Artikel. Noch wichtiger, als Anknüpfungspunkte zwischen Evolution und Religion ist es meiner Meinung nach, Sinn und positive Emotionen der Evolution- des Wunders der Natur- wenn man so will, zu verdeutlichen. Solange Wissenschaftler diese nur als komplexes, theoretisches und kaltes Prinzip der Realität vermitteln, haben Kreationisten mit ihrem Verdummungspotential leichtes Spiel. Das genetische Anpassungsprinzip ist doch gerade deswegen genial, weil es Kommunikation, Kooperation, rationale kulturelle Werte und soziale Errungenschaften hervorgebracht hat bzw. diese sich innerhalb der Selektionsprozesse als vorteilhaft erwiesen haben. Die Menschen haben sich von unbedeuteten Säugern zur dominierenden Art entwickelt, und dies nicht durch extreme Fortpflanzung, sondern durch Gruppenjagd, Sprache, Entwicklung von Werkzeugen und Technik, Reflexion, Planung, Altruismus, Kooperation, Schutz der Schwachen, etc. Dies mag nicht immer ein Vorteil von Einzelnen sein und wird durch zahlreiche Individuen unterlaufen, in der Gesamtheit scheint sich die Menscheit aber positiv zu entwickeln und zeigt eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Ein gewisses "Gutmenschentum" bzw. Nächstenliebe in der Evolution liese sich also mit "Gottesliebe" verbinden, sofern man lieber an alte Märchen und einfache Erklärungen diverser Religionsführer glaubt, statt sich die Mühe um detaillierte Aufklärung zahlreicher komplexer Einzelwahrheiten zu machen.

  • TL
    Torsten Lütten

    Der Versuch der 'Versöhnung' von Glaube bzw. Gläubigen und empirischer Wirklichkeit ist ehrbar. Wenn es gelänge wenigstens 'die' Christen zu ermuntern, sich der realen Welt zu stellen, wäre ungeheuer viel gewonnen.

    Der Weg dazu besteht aber nicht darin Gläubigen noch mehr goldene Brücken zu bauen, sondern sie leiden zu lassen an der Konsequenz ihres Irrtums. Einen Menschen, der glaubt es gäbe jemanden, der ausgrechnet ihm, aber auch allen anderen Menschen (auch Ratten oder Viren?) zuhört, sobald er die Hände (Pfoten, etc.) faltet, würden wir sofort und mit Recht für irre halten. Sobald aber Tausende daher kommen, beanspruchen sie 'religiös' zu sein, bestehen auf Rücksichtnahme für die Nichtnutzung ihres Großhirns, wollen in den Rundfunkrat und ihre Mitgliedsbeiträge auf Staatskosten eintreiben lassen.

    Passender als darauf mit eigenen Hirnverrenkungen zu reagieren, um Gläubigen das dosierte Anerkennen von schlichter Realität zu erleichtern ist es doch sie aus sozialen Sicherungssystemen höflich zu entlassen. Wer arbeitslos oder krank wird, kann ja beten.

    Appeasement ist der falsche Weg. Entzug unverdienter Privelegien erfordert zwar mehr Mut, klappt aber!

    Also: Großhirn an und bilden und konfrontieren und bilden und ...!